Senior Fabrikarbeit

Früher in Rente oder länger arbeiten?

Erfahrungsberichte

Öffentliches Personal Schweiz (ZV) wollte von Betroffenen wissen, was die Beweggründe für ihren Entscheid, länger zu arbeiten oder früher in Rente zu gehen, waren, wie sie die Umsetzung ihres Entscheids erlebt haben und ob sie sich wieder gleich entscheiden würden. Zwei Mitarbeitende des Eidgenössischen Personalamtes in Bern (David Gerber und Marianna Schwaar) und ein Mitarbeiter des Generalsekretariats EDI (Peter Tröhler) standen Öffentliches Personal Schweiz (ZV) Rede und Antwort:

  • David Gerber entschied, sich mit 62 Jahren vorzeitig pensionieren zu lassen. Er ist Rechtsanwalt und war als Experte für die Personalvorsorgepolitik des Bundes tätig.
  • Marianna Schwaar entschied sich, ein Jahr länger zu arbeiten; sie betreut Projekte und unterstützt ihren Nachfolger. Sie ist Spezialistin für die berufliche Grundbildung.
  • Peter Tröhler mochte sich ebenfalls noch nicht aus dem Arbeitsleben verabschieden und arbeitet mit 67 Jahren noch in einem Teilzeitpensum als Coach und Fachexperte Potenzialanalysen sowie – unabhängig davon – als Prüfungsexperte in verschiedenen Qualifikationsverfahren. Er war bis zum ordentlichen Pensionierungsalter als Fachexperte Personalentwicklung tätig.

Die Interviews:

Herr Gerber, weshalb entschieden Sie sich für die frühzeitige Pensionierung?

Gerber: Ich ging nie davon aus, dass ich wahnsinnig lange arbeiten werde. Für mich war immer klar, dass ich so lange arbeite bis ich auch nach der Pensionierung aus finanzieller Sicht noch gut leben kann und wenn ich das mit 60 oder 62 Jahren erreicht habe, ich mich frühzeitig pensionieren lasse. Die Arbeit war mir immer wichtig und ich habe immer gern gearbeitet, aber ich habe mich nie darüber definiert. Meine Motivation war letztlich immer der Lebens- und Familienunterhalt verbunden mit einer interessanten und sinnvollen Erwerbstätigkeit.
Mir war es ausserdem wichtig, aus dem Erwerbsleben auszutreten, solange ich noch einigermassen gesund bin und meinen Ruhestand geniessen kann. Ich will noch vieles können, aber nichts mehr müssen.
Dieses Gefühl hat man während dem Arbeitsleben manchmal während den Ferien, allerdings nur für einen ganz kurzen Moment. Die Entscheidung für die frühzeitige Pensionierung fiel mir also überhaupt nicht schwer.

Frau Schwaar, Herr Tröhler, weshalb entschieden Sie sich, länger zu arbeiten?

Schwaar: Ich habe relativ früh Kinder bekommen und hatte nachher eine Familienphase. Nebenher habe ich politisiert und Teilzeit gearbeitet. Anschliessend habe ich studiert und begonnen, in einem Vollzeitpensum zu arbeiten.
Durch den späten Einstieg ins Erwerbsleben fühle ich mich noch nicht erschöpft und bin motiviert, länger zu arbeiten. Ich war sicher, es würde mir Freude bereiten. Ausserdem finde ich es toll, mit den jungen Leuten zusammenzuarbeiten.

Tröhler: Mir gefällt meine Arbeit als Coach und um dem Coaching-Pool der Bundesverwaltung anzugehören, muss man noch aktiv im Berufsleben stehen. Ich habe deshalb für meine noch bestehenden Aufgaben im Generalsekretariat im Generalsekretariat EDI einen Arbeitsvertrag mit einem – nicht lachen! – 5 %-Pensum.
Ich arbeite gerne weiter und dank dieser Anstellung kann ich weiterhin als Coach tätig sein; wenn ich dies selbstständig versuchen würde, wäre die Klientenakquisition wesentlich schwieriger.
Sehr wichtig ist mir auch, dass ich so mein soziales Netzwerk bei der Arbeit weiter pflegen kann. Ausserdem gefällt mir die Arbeit mit Prüfungskandidatinnen und -kandidaten, die zum Teil noch am Beginn ihrer beruflichen Karriere stehen, sowie meinen Klienten im Coaching sehr.

Ist Ihre Partnerin / Ihr Partner noch erwerbstätig?

Gerber: Nein, meine Frau hat ebenfalls früher aufgehört. Sie ist Lehrerin und unterrichtete über mehrere Jahre im Job-Sharing auf der Primarstufe bis zu ihrem 60. Altersjahr.

Schwaar: Mein Mann ist jüger als ich und steht noch voll im Arbeitsleben. In einem Teilzeitpensum weiterzuarbeiten, passt deshalb ganz gut.

Tröhler: Meine Frau ist ebenfalls jünger und arbeitet auch noch.

Wie hat sich Ihr Arbeitspensum verändert?

Gerber: Ich war nicht mehr voll ausgelastet, da einzelne grosse Projekte abgeschlossen wurden. Ich habe dann mit 60 Jahren mein Pensum freiwillig von 100 auf 80 % reduziert und bezog eine Teilrente, das heisst 80 % Lohn, 20 % Rente. Meine vollständige vorzeitige Pensionierung erfolgte per Ende Juni 2016.

Schwaar: Nach Erreichen des ordentlichen Rentenalters Ende 2015 habe ich bis Juli 2016 in einem 60 %-Pensum gearbeitet. Bis Ende 2016 arbeite ich in einem 50 %-Pensum weiter.
Anschliessend möchte ich gerne im Auftragsverhältnis selbständig Beratungen im Bereich berufliche Grundbildung anbieten.

Tröhler: Nach meiner ordentlichen Pensionierung begannen die Lehrabschlussprüfungen, wo ich ohnehin noch als Prüfungsexperte tätig war. Da dies schon immer ein von meiner Anstellung unabhängiger Auftrag war, war auch klar, dass ich das sowieso weitermache. In dieser Zeit kam dann das Angebot, mit der vorhin erwähnten Vereinbarung weiterzuarbeiten. Somit war der Übergang sehr fliessend.

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