Senior Fabrikarbeit

Früher in Rente oder länger arbeiten?

Wie gingen Sie mit den zahlreichen technologischen Entwicklungen um?

Gerber: Als ich 1982 in die Verwaltung kam, gab es in meinem Umfeld noch keinen Computer, nur einen Schreibautomaten. Die ersten Gesetzesrevisionen habe ich noch mit Schere und Leim gemacht: bei Änderungen wurde ausgeschnitten, umgeklebt und eine Sekretärin hat den neuen Entwurf wieder abgeschrieben. Erst 1988 gab es zum ersten Mal einen Computer, danach kamen die Entwicklungen Schlag auf Schlag. Ich habe das nie als Belastung empfunden.
Ich frage mich, was mit den Leuten los ist, die diesbezüglich «bocken», sich weigern, moderne Technologien wie zum Beispiel ein iPhone zu benutzen und sich diesen Neuerungen komplett verweigern. Früher gab es das in allen Altersschichten. Meines Erachtens ist die Umgewöhnung an ein neues Programm jederzeit gut machbar. Gestört hat mich auch immer die Aussage, «jetzt hat man es doch immer so gemacht». Klar, es sind nie alle Veränderungen nur gut, aber man kann es ja einfach mal ausprobieren.

Hat sich Ihre Leistungsfähigkeit verändert?

Gerber: Ja. Der positive Aspekt ist, dass ich dank meiner Erfahrung gewisse Arbeiten schneller erledigen kann und leistungsfähiger bin. Ältere Mitarbeitende sind viel effizienter, sofern sie ihre Erfahrung einsetzen können.
Als negativen Aspekt empfinde ich, dass mich sehr lange Arbeitstage mehr ermüden als früher. Einen 10 Stunden-Arbeitstag steckte ich nicht mehr so leicht weg wie früher, insbesondere mit langen Sitzungen.

Ich denke, es werden physiologische Grenzen gesetzt. Gewisse Sachen fallen einem mit zunehmendem Alter schwerer. Es gibt aber auch Vorteile, man hat zum Beispiel in der Regel keine kleinen Kinder mehr, die abends und eventuell auch nachts sowie an den Wochenenden Präsenz brauchen, man kann also ausgeruhter ins Büro kommen. Ich glaube, die Erfahrung hilft auch bei einem Stellenwechsel, insbesondere innerhalb der Verwaltung. Der Nachteil ist aber klar, dass die Möglichkeiten für einen Stellenwechsel ab einem gewissen Alter grundsätzlich geringer sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

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