«Am Puls des Lebens»

Interview mit Ferdinand Hutter, Polizist Regionalpolizei Schaffhausen, und Nathalie Strassmann, Fahnderin Kriminalpolizei Schaffhausen

Sie müssen aber immer ausrücken, egal wer das Opfer ist?

Strassmann: Ja, man kann auf persönliche Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen. Die Einsatzzentrale weiss auch nicht, wer von uns Kinder hat und sie wissen in der Regel auch nicht genau, was uns erwartet.

Hutter: Ich denke, in solchen Situationen sind unsere Handlungsprotokolle wertvoll. Wir lernen und automatisieren so, dass wir mehr oder weniger automatisch danach handeln können und oft kommt erst im Nachhinein das Erschrecken. Die meisten Polizisten funktionieren im Einsatz einfach.

Da wir immer in Zweier-Teams unterwegs sind, kennen wir gegenseitig auch unsere Stärken und Schwächen relativ gut. Man kann also aufeinander Rücksicht nehmen und die Führung übernehmen, wenn die Partnerin oder der Partner Mühe hat.

Ist Ihr Beruf mit dem Familienleben gut vereinbar?

Hutter: Das ist nicht ganz einfach, denn die unregelmässigen Arbeitszeiten sind eine Herausforderung für das Beziehungs- und Familienleben. Ich habe einen Sohn, bin sonst aber sehr ungebunden und spüre das trotzdem. Ich habe früher auch am Abend und an den Wochenenden gearbeitet, aber regelmässig und planbar. Hier sind die Arbeitszeiten weniger gut planbar, da verschiedene Schichten hat, die sich abwechseln. Und wenn man gemäss Dienstplan frei hat, kann es trotzdem sein, dass man für den Ordnungsdienst aufgeboten wird.

Ich musste ausserdem lernen, nach der Arbeit abzuschalten. Dieses Problem hatte ich früher nie. Man muss sich bewusst sein, dass man die Arbeit unter Umständen in die Familie trägt. Aber das ist bei anderen Berufen wohl auch so.

Ist das in der Kripo anders?

Strassmann: Ja, die Einsätze sind planbarer. Ich muss aber auch öfters am Abend arbeiten, was ein regelmässiges Sporttraining oder Vereinsleben schwierig macht.

Hutter: Unsere Regionalpolizei hat lange Zeit wie eine Dorfpolizei funktioniert, mit normalen Tagesschichten und ab und zu mal einem Einsatz in der Nacht. Neu haben wir auch Spät- und Nachdienst. Da wir ein kleines Corps sind, müssen wir auch ausrücken, wenn zum Beispiel 15 Minuten vor Feierabend ein Vorfall gemeldet wird. In anderen Kantonen mit grossen Corps kann in solchen Fällen eine Ablösung geschickt werden. Es kommt bei uns deshalb öfters vor, dass man ein, zwei Stunden Überstunden leistet. Im Grundsatz ist das tragbar, auf die Dauer ist es mit einer Beziehung nur schwer vereinbar, wenn man Verabredungen wegen der Arbeit immer wieder verschieben muss.

Was sagen Ihre Familie und Freunde zu Ihrem Beruf?

Strassmann: Sie finden meinen Beruf sehr passend. Sie sehen, dass ich ihn leidenschaftlich ausübe. Nur meine Mutter findet es nicht so toll – sie findet den Beruf zu gefährlich für mich

Hutter: Meine Kollegen bewegen sich zum Glück alle auf der legalen Seite des Gesetzes und finden meinen Beruf deshalb in Ordnung. Meine Mutter ist auch nicht glücklich mit meiner Berufswahl, sie findet es ebenfalls viel zu gefährlich. Meine Brüder finden es in Ordnung; sie stellten aber fest, dass ich kühler und härter wurde. Sie werfen mir auch vor, dass ich immer am Arbeiten bin. Wenn’s irgendwo laut wird, schaut man halt und überlegt sich, was man tun könnte.

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