Flurina Pescatore, kantonale Denkmalpflegerin, Schaffhausen

Hauseigentümer und geschützte Häuser müssen zueinander finden

Interview mit Flurina Pescatore, kantonale Denkmalpflegerin, Schaffhausen

Ist es in den Dörfern dasselbe?

Ja, die interessierte Bevölkerung hat oft die Idee, dass wir alles bestimmen können. Wir müssen dann aber erklären, dass wir eine Fachstellungnahme zu Handen der Gemeinde abgeben, die politische Abwägung aber durch den Gemeinderat erfolgt, welcher dann auch entscheidet. In der Regel sind die Menschen erstaunt, dass wir gar nicht so viel bestimmen können, sondern dass wir auf das Verständnis der Politik angewiesen sind.

Man merkt dann, dass viele Leute nicht wissen, was wir tun und das unsere Aufgabe nicht daraus besteht, Sprossen vorzuschreiben. Unsere Arbeit tangiert auch tatsächlich nur einen sehr kleinen Anteil der Bevölkerung. Anders als die Schule, die jeden betrifft, oder das Steuerwesen etc.

Müsste die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert werden?

Ja, aber wir haben zu wenig Ressourcen dafür. Die Dokumentation eines Umbaus oder ähnliches wäre interessant, aber häufig müssen wir dann möglichst alle Energie wieder in das nächste Projekt stecken. Es ist meines Erachtens wichtig, dass auch verstanden wird, dass wir alle gemeinsam verantwortlich sind für den Erhalt der Ortsbilder und wertvollen Baudenkmäler.

Können Sie ein Beispiel für Ihre praktische Arbeit nennen?

Ja, es gab in einem sehr schönen historischen Hotel «Der Rüden» in Schaffhausen einen Brand. Dort mussten wir danach sofort eine Beratung zur Restaurierung des Festsaales machen.

Im Kreuzgang beim Kloster Allerheiligen sind zu Zeit die Restaurierungsarbeiten am Laufen. Bei der Renovation von Kirchen nehme ich auch an den Baukommissionssitzungen teil, was häufig Abend-Sitzungen bedeutet. Es ist aber auch spannend zu sehen, wie ein Gremium sich der Sache annähert und häufig auch sehr begeistert vorwärtstreibt.

Schön ist, dass die Schaffhauser sich bewusst sind, welchen historischen Wert die Altstadt hat. Auch in den Gebäuden hat es sehr schöne Stuckdecken, die historische Substanz ist wirklich noch vorhanden und gut erhalten. Umso erstaunlicher, da Schaffhausen im 2. Weltkrieg bombardiert wurde. Zerbombte Häuser wurden aber interessanterweise damals möglichst ähnlich wieder aufgebaut. Man wollte diese Wunden gleich wieder «heilen». Wenn etwas durch Dritte beschädigt wird, hängt man am Alten und möchte es wieder so haben, wie es vorher war.

Gibt es Anekdoten aus dem Berufsalltag?

Es brennt zufälligerweise oft, wenn ich in den Ferien bin. Ich war in den Wanderferien und habe dem Team gesagt, sie sollen nur anrufen, wenn etwas ganz Schlimmes passiert. Es gab dann einen warmen Abbruch, also es brannte ein Haus, das wir ihn das Inventar aufnehmen wollten. Wir waren ein paar Tage vorher in diesem Haus und haben eine Fotodokumentation erstellt; diese halfen bei der Aufklärung des Falls mit und man konnte nachweisen, dass es tatsächlich Brandstiftung war. In meinen nächsten Ferien brannte es dann in der Altstadt und während meinen letzten Ferien in einer Landgemeinde. Der Running-Gag ist nun «Achtung, Frau Pescatore geht in die Ferien, es wird wohl wieder irgendwo brennen.»

Wie entspannen Sie in der Freizeit?

Weil ich den ganzen Tag diskutiere, debattiere und spreche, bewege ich mich in der Freizeit gerne. Im Sommer am liebsten im oder am Wasser – ich habe neu das SUP, das Stand Up Paddlen, entdeckt. Es ist wunderbar, in Ruhe über den See «zu wandern». Am Wochenende bin ich gerne in der Natur und erhole mich. Ich kann zum Glück gut abschalten. Ich stelle das Geschäfts-Mobile am Wochenende ab und nehme es nicht mit in die Ferien.

Ich wohne in Winterthur und bin seit 9 Jahren in der Töss-Lobby engagiert, das ist eine Dachorganisation aller Tössener Vereine. Wir haben dreimal jährlich eine Mitgliederversammlung, an der Vorstösse im Plenum diskutiert werden. Ich habe nach meinem beruflichen Weggang aus der Stadtverwaltung Winterthur so quasi die andere Seite kennengelernt, auch den Aufwand, den Private auf sich nehmen müssen, wenn sie sich freiwillig in der Freizeit engagieren. Es macht Spass, zu sehen, wie es gelingt, in Töss etwas aufzubauen.

 

 

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