Gibt es auch etwas, das Ihnen an Ihrem Beruf nicht gefällt?
Der stete Kampf um die notwendigen Ressourcen ist sehr anstrengend. Wir müssen ausserdem sehr viele Berichte, die der Rechtfertigung unserer Ausgaben dienen, verfassen. Das ist meines Erachtens völlig unwirtschaftlich.
Es kommt leider auch vor, dass uns jemand persönlich angreift und uns persönlich verantwortlich macht, wenn ein Bauprojekt nicht genau so umgesetzt werden kann, wie sich das der Kunde vorstellt. Aber mit dieser Erfahrung sind wir in der öffentlichen Verwaltung wohl nicht alleine. Alle Sozialarbeiterinnen kennen das wohl besser als wir.
Die Öffentlichkeit erkennt häufig nicht, dass wir uns teils sehr einsetzen mussten um etwas zu erreichen. Es gibt Projekte, die sind wunderbar gelungen, aber waren für uns gar nicht so arbeitsintensiv. Mit der richtigen Bauherrschaft und einem guten und erfahrenen Architekten, der sich auch baugeschichtlich gut auskennt braucht es uns kaum. Bei verknorzten Fällen hingegen sieht man oft nicht, dass das Resultat zwar nicht ganz befriedigt, aber es sonst noch viel schlimmer herausgekommen wäre.
Was ist Ihre Motivation?
Es gibt relativ wenige Leute, die meine Fachspezialisierung haben und sich diesem Thema annehmen. Es gibt nicht genügend Menschen, die sich zum einen interessieren. aber dann auch die entsprechende Ausbildung machen, um für die Denkmalpflege einzustehen. Ich persönlich finde es sehr sinnstiftend.
Ich bin wirtschaftlich denkend. Ich achte darauf, die Leute rechtzeitig zu bedienen. Wenn ein Haus verkauft wird, erstellen wir beispielsweise möglichst frühzeitig einen kurzen Beitrag mit der Geschichte und den Erhaltungszielen, der auch in die Verkaufsunterlagen miteinfliessen kann. Dann gelingt es häufig, dass der oder die Richtige das Haus kauft. Ein Haus muss auch seine richtigen Besitzer finden, nicht nur die Besitzer ihr Haus.
Meine Motivation ist auch, die unsere «Produkte» und Berichte, die wir herstellen, kundengerecht zu machen. Wenn ich weiss, dass Architekten in ein Projekt involviert sind, sind Pläne und Fotos ebenso wichtig wie Texte.
Werden die Projekte im Team bearbeitet?
Ja, wir bearbeiten respektive besprechen Vieles im Team – auch weil unser Team sehr übersichtlich ist. Die 350 Stellenprozente sind auf fünf Stellen aufgeteilt. 50 % Sekretariat, 40 % Inventar, 60 % Bauberatung für Landgemeinden und 100 % Bauberatung für die Stadt. Ich habe ein 100 %-Pensum und leite die Denkmalpflege; neben meinen administrativen Aufgaben arbeite ich viel in den Bereichen Inventar und Bauberatung mit.
Die Gespräche und Diskussionen im Team sowie das gemeinsam Erarbeiten eines Projekts bringen neue Ideen und Sichtweisen.
Engagieren Sie sich auch privat für den Heimatschutz?
In Winterthur bin ich dem Heimatschutzverein beigetreten, war im Vorstand tätig und habe dort die Abläufe im Bauwesen kennengelernt. Als ich dann beruflich zur Stadtverwaltung wechselte, bin ich ausgetreten. Heute bin ich nur noch beim Zürcher Heimatschutz Mitglied.
Wie wird Ihr Beruf in der Öffentlichkeit wahrgenommen?
Die Denkmalpflege und der Heimatschutz werden oft als Verhinderer wahrgenommen. Man merkt das insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema verdichtetes Bauen. Vieles ist aber Projektion, denn nur ein sehr geringer Prozentsatz der Hauseigentümer verfügt über ein Objekt, das unter Denkmalschutz steht. Man muss die kritischen Stimmen also im Verhältnis betrachten und gerade deshalb müssen wir sehr viel Öffentlichkeitsarbeit leisten und die Leute interessieren, denn wir tun unsere Arbeit im Interesse aller, also der Gesamtbevölkerung.
Die Sündenbock-Projektion funktioniert so lange, bis entweder etwas kaputt geht und sich die Leute wirklich aufregen, oder sie im nächsten Umfeld merken, dass sie gewisse Werte erhalten möchten. Sie erinnern sich dann daran, dass es ja eine Fachstelle gibt, die dafür sorgen müsste, dass Denkmäler erhalten werden, und dann kann es auch sein, dass man der Meinung sei, dass wir uns zu wenig einsetzen.