Digitalisierung

Eine Utopie wird Realität

Arbeitswelt 4.0

Gesellschaftlicher Wandel

Zu den technischen und wirtschaftlichen Treibern, die die Arbeitswelt von heute und morgen zunehmend prägen, gesellen sich demografischer und gesellschaftlicher Wandel. Weil es deutlich mehr ältere Menschen gibt – Ende der 2020er-Jahre wird in Deutschland fast ein Fünftel der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zur Gruppe der 60- bis unter 67-Jährigen gehören –, gestaltet sich das Arbeitskräfteangebot zwangsläufig erkennbar anders. Es zeichnen sich bereits immer größer werdende Engpässe in einzelnen Berufen und Regionen bei der Gewinnung von Fachkräften ab, die «Menpower» wird knapp. Einhergehend mit dem Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich auch Lebensstile und Werte. Wichtige Stichworte hierfür sind Individualisierung, veränderte Idealbilder des familiären und gesellschaftlichen Zusammenlebens, Pluralisierung der Lebensentwürfe und der Ansprüche an Arbeit sowie neue Konsumhaltungen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird den zunehmend umworbenen Arbeitnehmern immer wichtiger, und entsprechende Arbeitsplatzangebote suchen sie.

Nachzügler öffentlicher Dienst

Auch vor einem der größten Arbeitgeber, dem öffentlichen Dienst, macht die 4. Industrielle Revolution nicht halt. Oder etwa doch? Während Industrie, Handwerk und die privatwirtschaftlich organisierte Dienstleistungsbranche mit Sieben-Meilen-Stiefeln Richtung neue Arbeitswelt schreiten, hinkt der Staat hinterher und wartet auf den digitalen Aufschwung. «Die Ausstattung der Informations- und Telekommunikationstechnik lässt sowohl im Bereich der Hardware als auch der Software in sehr vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes sehr zu wünschen übrig», heißt es in Deutschland in einem aktuellen Antrag an den Bundesjugendtag des dbb. Nicht nur in der allgemeinen Verwaltung hakt es also mit dem «E-Government», allenthalben ist von «Un-Möglichkeiten» die Rede – ob es um den Digitalfunk bei den Polizeien des Bundes und der Länder in Deutschland geht, die zeitgemäße Digitalausstattung der Schulen oder Datenaustausch und -abgleich über verschiedene Verwaltungs- und Ländergrenzen hinweg. In ihrem Regierungsprogramm «Digitale Verwaltung 2020» bekennt sich die deutsche Bundesregierung zwar zum «Innovativen Staat» – die «digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung». Man wolle für die Bürger die digitalen Dienstleistungsangebote einfach und effektiv anbieten, Effektivität und Sicherheit der Informationstechnik des Bundes langfristig sichern. «Für die vor uns liegenden Aufgaben müssen wir unsere Kräfte über die verschiedenen Ebenen des Staates und der Verwaltung hinweg bündeln. Wir wollen daher die Zusammenarbeit im IT-Planungsrat intensivieren und laden Länder und Kommunen dazu ein, die öffentliche Verwaltung auf allen Ebenen zukunftsfähig zu machen», heißt es. Doch diese Absichtserklärungen kommen den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bereits seit den 1990er-Jahren nur allzu bekannt vor, als das Mantra noch «Verwaltungsmodernisierung» lautete: Entscheidend ist, was vor Ort ankommt und umsetzbar ist – alles andere zählt nicht. Und aktuell befindet sich Deutschland im EU-Ranking der 28 Mitgliedstaaten zum Grad der Digitalisierung auf Platz 19 – hinter Italien und vor Zypern, es bleibt also einiges zu tun im «modernen Staat».

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