Podiumsdiskussion

Im Anschluss an die statutarischen Geschäfte fand eine Podiumsdiskussion mit Regula Steinemann, Landrätin GLP und Arbeitnehmervertreterin Angestelltenvereinigung Region Basel (ARB), Balz Stückelberger, Geschäftsführer Arbeitgeberverband der Banken in der Schweiz (AGV Banken), Landrat FDP und Präsident der Personalkommission, sowie unserem Präsidenten Simon Habermacher zum Thema «Ist der Kanton Basel-Landschaft ein attraktiver Arbeitgeber?» statt.

Balz Stückelberger hält den Kanton Basel-Landschaft nach wie vor für einen attraktiven Arbeitgeber für jene, die gerne im öffentlichen Dienst arbeiten möchten. Im Vergleich mit anderen Arbeitgebern stehe der Kanton nicht so schlecht da. Balz Stückelberger zeigte jedoch, auch Verständnis dafür, dass die subjektive Betroffenheit zu einer anderen Beurteilung führen könne!

Regula Steinemann anerkannte, dass die in den letzten Jahren erfolgten Anpassungen der Anstellungsbedingungen, wie beispielsweise die kürzlich durchgesetzte Lohnsenkung von 1%, oder der seit Jahren ausbleibende Teuerungsausgleich, den Eindruck eines weniger attraktiven Arbeitgebers hinterlasse, doch zahle der Kanton in den unteren Lohnbereichen gute, teilweise sogar bessere Löhne als die Privatwirtschaft. Die Kaderlöhne halte sie aber nicht für konkurrenzfähig. Sie betonte, dass die andauernden Umstrukturierungen in der kantonalen Verwaltung auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zermürbend wirkten, wobei dieses Empfinden ihrer Meinung nach auch ein Generationenproblem sei. Die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten eher Probleme mit Umstrukturierungen als die jungen, die tendenziell offener und flexibler seien und meist auch nicht vor hätten, lange am selben Ort zu arbeiten, einen Wechsel also eher in Betracht zögen. Neben einem adäquaten Lohn und einem sicheren Arbeitsplatz halte sie aber auch eine gute Stimmung am Arbeitsplatz für wichtig. Da die Kantonsangestellten dem Einfluss der Politik unterworfen seien, könne sich die Zusammensetzung des Landrates sicher auch auf das Arbeitsklima auswirken.

Simon Habermacher stellte einerseits klar, dass ihm viele Mitarbeitenden in Gesprächen versichert hätte, mit ihrer Arbeit zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein. Sie könnten sich mit dem Arbeitgeber identifizieren und stellten fest, dass sie etwas Gutes leisten und dem Volk etwas zurückgeben könnten. Auf der anderen Seite höre er von grosser Unzufriedenheit wegen der steigenden Verunsicherung. Die Arbeitnehmer fühlten sich vermehrt von ihren Vorgesetzten und allgemein vom Arbeitgeber Kanton BL im Stich gelassen.

Balz Stückelberger bestätigte, dass er in seinem Umfeld, privat und im Bekanntenkreis, immer wieder höre, dass das Klima beim Kanton furchtbar sei, dass die Wertschätzung fehle. Er erklärte dies jedoch damit, dass der Kanton halt wirklich kein Geld habe und dass beim Personal nun mal schnell und relativ einfach gespart werden könne. Der Umgang mit solchen Einsparungen stelle natürlich hohe Anforderungen an die Vorgesetzten, denn das sei tatsächlich keine leichte Aufgabe, sondern eine grosse Herausforderung. Der Kanton könne nicht so einfach wie eine Bank von heute auf morgen zum Beispiel 500 Personen entlassen und danach zügig weiterplanen. Nein, bei der kantonalen Verwaltung sei dies ein mehrjähriger Prozess, der leider Verunsicherung mit sich bringe, weil niemand so einfach abschätzen könne, ob er von den Massnahmen betroffen sein werde oder nicht.

Maritta Zimmerli, Vizepräsidentin des VSG, weist aus dem Publikum darauf hin, dass der heute in der kantonalen Verwaltung geltende Lohn bis zum 35-sten Altersjahr im Vergleich mit anderen Kantonen oder der Privatwirtschaft recht gut sei, sich der Lohn ab diesem Altersjahr in diesem Vergleich aber unterdurchschnittlich weiterentwickle. Zudem würden die vielen Umstrukturierungen, welche auf die unterschiedlichen politischen Vorstellungen der regelmässig wechselnden Zusammensetzung des Parlaments und der Regierung zurückgingen, die Staatsangestellten erschöpfen. Die Verunsicherung, die Angst um den Arbeitsplatz, die Fragen, wie die neue Funktion aussehen werde oder ob die Funktion die Umstrukturierung überhaupt überlebe, ob gar das ganze Amt aufgehoben werde, raubten den engagierten Mitarbeitenden Kraft und verlangten ihnen grossen Einsatz ab, dennoch gute Arbeit leisten zu können.

Balz Stückelberger bestätigte, dass Politik, Medien und Bevölkerung mitreden und die Entscheide wie auch die Umsetzung durch die unterschiedlichen Zuständigkeiten meist sehr lange dauern würden. Das Projekt Reduktion der Personalkosten um 10% werde sich nicht so dramatisch auswirken, dauere die Umsetzung doch vier Jahre. Somit umfasse die Reduktion pro Jahr nur 2.5% und könne mit der Fluktuation erreicht werden. Man müsse es immer relativ sehen. Fakt sei, dass der Arbeitsplatz beim Kanton sicher sei und niemand wie in der Privatwirtschaft Angst haben müsse, dass morgen die Chinesen den Kanton übernähmen. Im Bankbereich könne es durchaus sein, dass ein Mitarbeiter morgens wie gewohnt arbeiten gehe und am Abend mit der Kartonschachtel, gefüllt mit seinen persönlichen Habseligkeiten entlassen nach Hause komme. Soweit seien wir beim Kanton noch lange nicht. Dem hält ein Mitglied des VSG entgegen, dass dies sicher auch nicht das Ziel sein könne.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.