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Altersvorsorge 2020: Jung gegen Alt ?

Im Reformpaket Altersvorsorge 2020 geht es um nichts weniger als um einen neuen Generationenvertrag und nicht um «Jung gegen Alt».

In der Ausgabe von 20 Minuten vom 7. Juli 2017 wurden unter dem schreierischen Titel «Jung gegen Alt – worum es bei der AHV-Schlacht geht», fiktive Fragen beantwortet.

Mehr noch als über den Inhalt des Artikels, habe ich mich über den Titel geärgert, weil, wie die Kommentare zum Artikel deutlich zeigten, in unserer heutige Streaming-Gesellschaft schon mit einem stigmatisierenden Titel Meinungen beeinflusst werden können. Willkommen im Trump-Stile. Nur, diese Vorlage ist viel zu wichtig, als dass Meinungen nur aufgrund eines Titels in einem Gratisanzeiger gebildet werden dürfen. Die erste und die zweite Säule basierten immer schon auf einer Konvention über die Existenzsicherung im Alter. Es sind eigentliche Generationenverträge, die nun an ihre Grenzen stossen und deshalb erneuert werden müssen.

Im vorstehenden Artikel wird gut verständlich aufgezeigt, was das Paket Altersvorsorge 2020 umfasst. Daraus wird ersichtlich, dass das Paket Kostensenkungsmassnamen enthält, aber auch flankierende Massnahmen zur Erhaltung des Leistungsniveaus: Das Leistungsziel, dass aus der Summe von AHV- und BVG-Rente nach der Pensionierung ca. 60 % des letzten versicherten Einkommens zur Verfügung steht, bleibt also grundsätzlich unangetastet. Dies muss meines Erachtens für uns als Arbeitnehmende immer der Massstab auch für künftige Revisionsvorlagen im Bereich der Altersvorsorge sein. Letztlich müssen wir uns als Arbeitnehmende, unabhängig des Dienstalters und des Stellenumfangs, über Eines im Klaren sein: In der Altersvorsorge gibt es kein Freibier. Wenn wir am Leistungsniveau ca. 60 % des letzten versicherten Einkommens aus AHV- und BVG-Rente als Gesellschaft festhalten wollen, müssen wir auch für die Finanzierung der Leistungen sein.

So weit so gut. Was die Vorlage nicht bringt, ist eine Stabilisierung der Leistungen über mehrere Generationen hinweg. Das muss klar gesagt sein, ist aber meines Erachtens kein Mangel in der Vorlage an sich. Auch wenn diese Wertung auf den ersten Blick vielleicht unverständlich oder, angesichts meines Alters (57), opportunistisch erscheint, muss man berücksichtigen, dass entscheidende Parameter, die für das Austarieren von Massnahmen bekannt sein müssen, nicht auf so lange Zeit hinaus genügend genau definiert werden können. Selbst die heute angenommene demographische Entwicklung, welche ein wesentlicher Treiber für das Reformpaket Altersvorsorge 2020 war, ist nur schon mit Blick auf die Auswirkungen der Klimaentwicklung alles andere als sicher.

Was würde ein «Nein» am 24. September 2017 bedeuten? Ein Nein wäre meines Erachtens für den grössten Teil der Arbeitnehmenden ein Desaster, nämlich für all jene, die im Alter auf ein existenzsicherndes Einkommen aus der ersten und zweiten Säule angewiesen sein werden. Der Stärkung der ersten Säule kommt dabei nach meinem Dafürhalten höchste Priorität zu, weil davon insbesondere auch künftige Rentnerinnen und Rentner mit tiefen BVG-Renten, Teilzeitbeschäftigte also und damit häufig Frauen, profitieren können. Diese Vorlage ist meines Erachtens keine Vorlage «Jung gegen Alt», sondern es geht darin, aufgrund der direkten Abhängigkeit der beiden Vorlagen, um nichts weniger als um einen neuen Generationenvertrag, welcher nach bewährtem Muster auf die Solidarität sowohl zwischen den Generationen als auch zwischen hohen und tieferen Einkommen und ebenso auf die Sozialpartnerschaft zählt.

1 Kommentar “Altersvorsorge 2020: Jung gegen Alt ?

  1. Am Ende will jeder, dass es einem im hohen Alter gut geht und da muss einfach auch jeder seinen Teil dazu beitragen. Hier geht es nicht um Jung gegen Alt, sondern letztendlich auch darum, die Altersarmut im hohen Alter zu verhindern. Ein Thema, das uns alle irgend wann einmal betrifft.

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