Einflussnahme im Gesetzgebungsprozess

Interview mit David Gerber, Leiter Fachstelle Personalvorsorgepolitik beim Eidgenössischen Personalamt

Was mögen Sie an Ihrer Arbeitsstelle nicht?

Es kann mühsam werden, wenn man nicht mehr genau gleicher Auffassung ist wie seine Vorgesetzten. Sonst gibt es nichts, das ich nicht mag. Ich war glücklicherweise auch nie in der Situation, etwas contre coeur machen zu müssen. Einmal musste ich eine Arbeit erledigen, in der ich keinen Sinn sah, aber da standen höhere politische Interessen im Vordergrund und ich sagte mir, das ist nun halt einfach so. Der politische Spielraum war dort sehr klein.

Was motiviert sie?

Mich motiviert die Sache selbst und die Möglichkeit der Einflussnahme bzw. etwas bewirken zu können.

Haben Sie deshalb das Studium der Rechtswissenschaften gewählt?

Ich hatte lang überlegt, ob ich Geschichte studieren soll; Medizin hätte mich auch sehr interessiert. Dann habe ich mich aber für einen Studiengang entschieden, der in schulischer Hinsicht keine spezifischen Fähigkeiten wie zum Beispiel die Naturwissenschaft braucht und landete bei den Rechtswissenschaften.

Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitgeber?

Wenn man initiativ ist und mit den Vorgesetzten spricht, bietet das Eidgenössische Personalamt viele Gestaltungsmöglichkeiten.

In meinen ersten vier Jahren beim Eidgenössischen Personalamt wollten mein damaliger Chef, Hermann Schroff, und ich zusammen das Buch «Die Beendigung der Dienstverhältnisse in Bund und Kantonen» verfassen. Als wir mit dieser Idee bei unserem damaligen Direktor vorstellig wurden, war er sofort einverstanden und erklärte, wir sollen es doch unter unseren eigenen Namen und nicht als Publikation des Eidgenössischen Personalamts herausgeben. Wir haben das getan und zu unserem eigenen Erstaunen war die Publikation erfolgreich und wurde in zahlreichen Entscheiden vom Bundesgericht zitiert.

Würden Sie Ihren Beruf und Ihren Arbeitgeber wiederwählen?

Ja, wenn ich wieder Fürsprecher werden würde, würde ich sofort wieder die öffentliche Verwaltung als Arbeitgeberin wählen.

Interessieren würden mich aber auch der Banken- oder Versicherungssektor. Insbesondere Letzteres; die Berechnungen aufgrund von Wahrscheinlichkeiten interessieren mich sehr – also wie man aus den vorhandenen Zahlen, Risikoeinschätzungen und Wahrscheinlichkeiten ein System aufbauen kann.

Gibt es Anekdoten aus dem Berufsalltag?

Ja, aus alten Zeiten: Früher musste man den Direktor noch mit Herrn Direktor ansprechen. Als ich dann zum Vizedirektor aufgestiegen bin, hat mich der Direktor in sein Büro gerufen und mir das Du angeboten mit den Worten «Nun sind Sie ja auch im Direktorenstand».

Damals war die Hierarchie also noch ausgeprägter als heute?

Ja, das war natürlich in einer ganz anderen Zeit.

Wie empfinden Sie die Hierarchien in der Verwaltung heute?

(Lacht) Ich habe Hierarchien in der Regel ignoriert, was eigentlich gut funktionierte. Ich habe nicht grundsätzlich Mühe mit Hierarchien, wenn ich aber merke, dass Vorgesetzte behaupten, man hätte sie nicht korrekt informiert oder die Schuld untergeordneten Angestellten zuschieben wollen, stört mich das sehr. Solches Verhalten kann sehr frustrierend sein, insbesondere wenn die Betroffenen noch jünger oder unerfahren sind. Ich selber habe das zum Glück nur selten erlebt.

Ich hatte aber auch früher keine Probleme mit der Hierarchie, als sie noch viel steiler war. Eben, der «Herr Direktor». Hingegen kam ich mit der Hierarchie im Militär nicht klar, das ging gar nicht für mich. Ich habe deshalb auch nur den normalen Dienst als Soldat absolviert. Das dafür bis zur Entlassung mit Ehrensold und Urkunde des zuständigen bernischen Regierungsrates!

Was tun Sie in ihrer Freizeit? Erzählen Sie uns etwas Privates?

Ich bin verheiratet, habe drei Kinder und werde im Herbst Grossvater. In der Freizeit lese ich sehr gerne und viel. Ein Hobby ist Steinbildhauen, ich besuche auch sporadisch Kurse. Zum Beispiel nächsten August in Südfrankreich.

Ich fahre auch sehr gerne Velo. 2008 nahm ich ein Sabbatical und fuhr mit dem Velo von Lettland nach Russland. Ich habe in Kaliningrad einen Russischkurs besucht und danach ging es mit dem Velo weiter über Polen und Deutschland nach Hause.

Das ist ziemlich weit…

Ja, das sind rund 2600 km.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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