Schulhaus

DIE SCHULEN SIND GUT AUFGESTELLT

Der Mensch braucht die Maschine, aber noch mehr braucht der Mensch den Menschen, um glücklich zu sein. COVID-19 hat die Lehrpersonen gefordert. Der notwendige Fernunterricht wurde schnell und kreativ umgesetzt. Das zeigen unsere Interviews mit fünf Lehrpersonen ganz unterschiedlicher Schulstufen.

Innert kürzester Zeit einen tauglichen Weg gefunden

Ob über die Schaffung einer Kreativseite durch die Fachlehrpersonen für textiles Werken, die Plattformen für Aufträge an der Realschule, die Videokonferenzen in der Sekundarschule oder die virtuellen Lehrgänge an der Fachhochschule: Innert kürzester Zeit haben die Schulen aller Stufen einen tauglichen Weg gefunden, um den Unterricht auch nach deren Schliessung fortzusetzen. Unter Anwendung für die meisten Lehrpersonen neuer digitaler Hilfsmittel, angepasster Organisation und Didaktik steuerten sie erfolgreich auf das Ziel zu, den Bildungsauftrag aller Widrigkeiten zum Trotz zu erfüllen.

Das Spannende daran: Jede Stufe hatte innerhalb des von der kantonalen Verwaltung vorgegebenen Rahmens erhebliche Freiheiten, um ihren eigenen Weg zu finden. Die Entfaltungsmöglichkeiten liessen Raum für massgeschneiderte Lösungen, die den individuellen Bedürfnissen und den bevorzugten didaktischen Ansätzen Rechnung trugen. Allerdings fehlt aufgrund der ab 11. Mai 2020 bereits vorgenommenen Wiederöffnung der obligatorischen Schulen und der ab 8. Juni 2020 vorgesehenen weiteren Lockerungen die Nagelprobe einer über längere Zeit zu gewährleistenden Stoffvermittlung und -überprüfung (…und bleibt uns der Gesundheit der Bevölkerung zuliebe hoffentlich auch erspart). Da müssten auf allen Stufen wohl noch einige weitere Aufbauarbeiten geleistet werden, um die Anforderungen der Lehrpläne erfüllen zu können. Am besten gerüstet sind diesbezüglich – aufgrund der auf Hochschulstufe bereits professionalisierten Digitalisierung nicht überraschend – die Fachhochschulen. Die Ausbildungsstätten aller Stufen haben aber in jedem Fall die Chance, den in der Not gewonnenen Erfahrungsschatz in der Nach-CoronaZeit zu einer Tugend werden zu lassen und damit den «normalen» Bildungsgang mit Präsenzunterricht in Methode und Organisation zu bereichern.

Struktur als Segen und der Wunsch nach sozialen Kontakten

Die Interviews machen zwei Dinge deutlich: Die für den eigentlichen Fernunterricht im Anschluss an die Ferien an der Volksschule angeordneten Strukturen erwiesen sich als Segen. Die Jugendlichen brauchen Leitplanken, an denen sie sich ausrichten können, ob diese nun in Form von selbständig zu erfüllenden und in der Ausführung überprüften Aufträgen oder über engmaschigere Wochenstundenpläne gesetzt werden. Motivation und Lernwille sind markant grösser, wenn die Schülerinnen und Schüler gefordert und sie dazu im Gegenzug
auch gefördert werden.

Die zweite Erfahrung tönt zwar banal, aber es ist wichtig, sich ihr bewusst zu sein: Die Schülerinnen und Schüler vor allem in der Volksschule sehnen sich nach den sozialen Kontakten, nach dem gemeinsamen Erleben in der Gruppe, in der Klasse, ja auch mit den Lehrpersonen. Da werden die Grenzen der digitalen Welt plötzlich fassbar oder eben wie Fabian Schambron es treffend ausgeführt hat: «Lehren und Lernen sind wesentliche soziale Vorgänge. Man kann direkte Interaktion wohl digital simulieren, sie aber nicht ersetzen» (ZV Info April 2020, S. 11). Oder ganz einfach: Der Mensch braucht die Maschine, aber noch viel mehr braucht er den anderen Menschen, um Mensch zu sein. Ein Glück also, dass die Schulen bald alle wieder belebt sein werden, und die grosse Hoffnung, dass dies so bleiben darf.

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