Adieu, macht’s gut

Es sei eine schwierige Zeit. Die jungen Staatsangestellten haben kein Bedürfnis Mitglied des Personalverbandes zu werden. Wozu? Was bringt das? Hört man sie sagen. Solidarität ist nicht gefragt, denn sie suchen bei den Gemeinden oder dem Kanton sowieso keine Lebensstelle, haben nicht vor lange zu bleiben. Vielleicht nur wenige Jahre. Wieso also soll ich mich engagieren. Ist das wirklich so neu? War das früher nicht auch so?

Nun, ich meine, das war 1981, als ich im Rechenzentrum des Kantons Basel-Landschaft meine Beamtenkarriere begann nicht viel anders. Aber vielleicht waren die Ansprüche nicht so hoch und es gab nicht ein so grosses Angebot der Freizeitgestaltung wie heute. Kein Internet, keine PCs, Playstations und Handys, keine Smartphones, kein Twitter, Facebook, Instagram…. all diese sogenannten sozialen Netzwerke. So war eine Mitgliederversammlung für viele ein willkommener Event und zudem gab es für die Verbandsmitglieder neben dem Abendessen an der MV auch eine Vergünstigungsliste, die all die Geschäfte aufführte, bei denen die Mitglieder Prozente erhielten. Das genügte wohl, um den kleinen Mitgliederbeitrag zu zahlen.

Aber war die Solidaritätsgedanke damals wirklich verbreiteter? Wurde man Mitglied, um einen starken Sozialpartner zu haben, der gegenüber der Regierung die Interessengegensätze durch Konsenspolitik zu lösen und offene Konflikte einzudämmen vermag?

In der ZV Info 2018 appellierte der Präsident von Öffentliches Personal Schweiz (ZV), Urs Staufer, an die Mitglieder und die angeschlossenen Verbände sich gemeinsam zu engagieren. Er zeigte, wie wichtig ein Dachverband ist. Aber trotz allen Bemühungen in den Gemeinden, Kantonen, wird es immer schwieriger, eine engagierte Basis zu generieren. An der Mitgliederversammlung sind über 70% Pensionierte anwesend. Aktive Mitglieder sind in der klaren Minderheit.
Wie soll man junge, aktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen können? Eine schwierige Aufgabe für unseren Verband. Denn wir in der Verwaltung sind nicht wie die Lehrpersonen oder die Polizisten im gleichen Beruf tätig. Ein Steuerbeamter hat nicht die gleichen Probleme und Herausforderungen wie der Mitarbeiter im Kantonslabor. Diejenigen vom Hoch- oder Tiefbauamt kennen kaum die Arbeit der Archäologen, der Mitarbeiter im Amt für Berufsbildung oder der Informatiker usw. Wir sitzen zwar im selben Boot, rudern aber nicht im Takt und ab und zu auch in die andere Richtung. Dies alles unter einen Hut zu bringen ist schwierig. Sich da für ALLE zu solidarisieren fast unmöglich.

Das Buch von Öffentliches Personal Schweiz (ZV) mit den vielen Interviews verdeutlich sehr gut, wie heterogen und vielseitig die Arbeit im Service public ist. Wie viele Berufe sich da vereinigen. Leider ist dies der Bevölkerung nicht genug bewusst. Und noch schlimmer, auch unsere Arbeitgeber, die Regierung und das Parlament scheinen dies nicht zu wissen oder nicht zu honorieren. Sie reden aber viel von Solidarität, von Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber. Aber umgekehrt, wo ist da Loyalität zu spüren, wo ist da die Wertschätzung? Diese fehlt zunehmend. Das hat sich in den fast vierzig Jahren meiner Tätigkeit für den Kanton Basel-Landschaft und den 25 Jahren als Vorstandsmitglied im VSG BL spürbar geändert.

Mehr Präsenz

Öffentliches Personal Schweiz (ZV) hat viel getan, doch er muss zukünftig stärker auftreten. Eine neue Website genügt nicht und die ZV info ist intern und wird «draussen» kaum oder gar nicht wahrgenommen. Das Buch wird eines Tages verteilt sein und in den Regalen stehen. Ich meine, es braucht mehr Öffentlichkeitsarbeit. Ein Medienkonzept wurde einmal in Angriff genommen, blieb aber bis dato doch fast unbemerkt. Immer wieder höre ich «der ZV – was ist das?». Die Polizeiverbände und vor allem der Verband der Lehrpersonen sind regelmässig in den Printmedien und im Fernsehen. Auch Öffentliches Personal Schweiz (ZV) könnte, ja sollte dies tun. Wieso sich nicht auch einmal im Club oder in der Arena präsentieren und so für die Anliegen seiner Mitglieder einstehen.

Man muss ja nicht täglich twittern, aber etwas lauter reden und sich bemerkbar machen damit Öffentliches Personal Schweiz (ZV) und seine Mitglieder gehört und wahrgenommen werden wäre dringend nötig.

Ich wünsche meinen ehemaligen Vorstandskolleginnen und –Kollegen sowie der Geschäftsleitung viel Freunde, Kraft und alles Gute dazu.

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