Der regelmässige Gedankenaustausch zwischen Öffentliches Personal Schweiz und dem Beamtenbund Baden-Württemberg (BBW) hat nun nicht nur eine lange Tradition, sondern wird auch wieder aktiv gelebt. Die Kenntnis von Problemen und Erfolgen, von gemeinsamen Regeln und völlig anderen Lösungen ist für beide Seiten ein Gewinn. Denn das Ziel ist für beide dasselbe: Erhalt eines guten öffentlichen Dienstes oder, wie wir Schweizer sagen würden, eines guten Service public.
Traktanden waren für einmal (es ist die Ausnahme) keine vorgesehen. Die Führungsgremien beider Verbände trafen sich zum spontanen gedanklichen Austausch in Rottweil. Die Themen kreisten selbstverständlich um den öffentlichen Dienst, insbesondere seine Belastung in den letzten Monaten der Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Probleme. Es ging auch um einen Grundsatzentscheid des Bundesverfassungsgerichts, welches den deutschen Kolleginnen und Kollegen attestierte, dass ihre Verdienstlage, weil zu tief, verfassungswidrig sei. Es ging da und dort auch um die bekannten Themen wie Arbeitszeit, Vaterschaftsurlaub, Beförderungssysteme und Entlöhnung.
Natürlich, es wurden auch verbandsinterne Sorgen kommuniziert wie insbesondere die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die gelegentlichen Schwierigkeiten (vor allem auf schweizerischer Seite), jungen Nachwuchs für die in den Vorständen oft überalterten Personalverbände zu finden, die Frage, wie man Engagement für den öffentlichen Dienst an eine jüngere Generation weiterträgt. Die perfekte Lösung ist nicht parat, aber Ideen und Lösungsansätze.
Die geschätzten Kolleginnen und Kollegen vom BBW haben sich gut um uns Schweizer gesorgt. Mit einer ausserordentlich qualifizierten Stadtführung, die ganz auf die Verbindung der Stadt Rottweil mit der schweizerischen Eidgenossenschaft fokussierte, kam für manche Erstaunliches ans Tageslicht.
Die älteste Stadt Baden-Württembergs wurde bereits 73 nach Christus von den Römern unter Kaiser Vespasian gegründet und hat seither Bestand. Wie wenig die heutigen Nationalstaaten und ihre Grenzen in Stein gemeisselt sind, zeigt sich an den Beziehungen von Rottweil zur heutigen Schweiz. 1463 schloss sich Rottweil der Schweizerischen Eidgenossenschaft an und war ein zugewandter Ort. Die Rottweiler kämpften in der Schlacht bei Murten auf der Seite der Eidgenossen gegen Karl den Kühnen. Das Bündnis wurde 1519 im sogenannten ewigen Bund unbefristet verlängert. Diese Beziehung besteht bis heute, im letzten Jahr wurde das 500-jährige Jubiläum gefeiert – im Beisein der zugewandten Orte der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Darunter befindet sich auch die Talschaft Urseren, am Treffen unserer Verbände Öffentliches Personal Schweiz und Baden-Württembergischer Beamtenbund mittelbar vertreten durch Susanne Gisler aus Altdorf.
Eine wunderschön erhaltene Altstadt mit mittelalterlichem Stadtkern, mit Kirchen, Türmen und eindrücklichen Bürgerhäusern, lassen erkennen, wie vor Hunderten von Jahren gelebt wurde und wie sich auf engem Raum eine Gemeinschaft bildete, wo jeder jeden kannte. Das sei auch noch heute so, wurde gesagt. Wer früher das Stadtgebiet verliess, war auf sich allein gestellt und Gefahren ausgesetzt. Das war mit ein Grund, den überaus kräftigen Rottweiler zu züchten, der beim Transport von Waren half und auch dafür sorgte, dass diese ausserhalb des Stadtgebiets beim Eigentümer verblieben.
Neben den Fachdiskussionen blieb damit auch genug Zeit, etwas Neues kennen zu lernen. Das Treffen zwischen BBW und Öffentliches Personal Schweiz geht auf den damaligen Vorsitzenden und heute Ehrenvorsitzenden des BBW, Horst Bäuerle, zurück, der 1995 dieses Treffen ins Leben gerufen und institutionalisiert hatte. Besonders erfreulich: Auch am diesmaligen Treffen 2020 hat Horst Bäuerle teilgenommen. Präsidiert wird der BBW heute von Kai Rosenberger, der in Rottweil aufgewachsen ist und das Bündnis mit uns Schweizern auch auf Verbandsebene weiterführt. Eine erfreuliche Sache durch und durch, ein hervorragender fachlicher und persönlicher Austausch für beide Seiten.