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Delegiertenversammlung vom 10. Mai 2019

Tagungsreferat – GIPO AG

Das spannende Tagungsreferat galt dem Urner Unternehmen GIPO AG, das unter dem Motto Gisler Power eine Erfolgsgeschichte schreibt. Der Referent Bruno Arnold, Leiter Administration, Personal und Infrastruktur der GIPO AG, stellte das in zweiter Generation geführte Familienunternehmen vor. Gegründet 1973 durch Emil und Elisabeth Gisler-Muff, die damals den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, ging das Unternehmen später in die Hände der beiden Töchter Sabine und Claudia über, die mit Frauenpower und Stolz die Tradition und das Aufgebaute weiterführen. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Entwicklung, Herstellung und Dienstleistungen im Bereich der Aufbereitung von Systemen für Gesteinsprodukte. Oder wie es Bruno Arnold kurz zusammenfasste: Wir bauen Steinbrecher.

Angesiedelt seit 1973 mit Hauptsitz in Seedorf, kam ab 2018 eine Tochterfirma in Senj, Kroatien, hinzu. Die ehemals von GIPO AG aufgekaufte internationale Firma in Kroatien vertreibt die Produkte heute selbstständig, jedoch vertraglich geregelt. Der Balkan ist für die GIPO AG, die beide Unternehmen umfasst, ein wichtiger Markt.

Steinbrecher sind gewaltige Maschinen, die Gesteinsmaterial zerkleinern und sortieren. Ziel ist es, das Material, das früher auf Deponien zwischengelagert wurde, wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Der Grundgedanke ist die Schonung von Ressourcen. Die Maschinen sind mittlerweile so raffiniert ausgerüstet, dass sie etwa Armierungseisen mittels Magnet aussortieren können, Plastik wiederum wird durch Luftzug entnommen, sodass am Ende das blosse Gestein zur Wiederverwendung bereitsteht.

Innovation und Kundennähe

Wie Bruno Arnold erläutert, hätte die GIPO im Bereich von Steinbrechern, in dem weitherum längst schon Standardmaschinen produziert werden, unternehmerisch niemals mithalten können. Die Stärke der GIPO bestehe darin, dass sie ein Nischenplayer seien und den Bau ihrer Anlagen spezifisch auf die Kunden ausrichten. So waren die Brecher früher stationär montiert, das Material musste jeweils zur Aufbereitungsanlage hingeführt werden, was lange Anlieferungswege und -zeiten mit sich brachte. Ein kostenintensives Problem, mit dem sich ein Kunde an die GIPO wandte und so den Anstoss zur Entwicklung einer Weltneuheit gab: Mit der mobilen Aufbereitungsanlage läutete die GIPO 1982 eine neue Ära ein. Von nun an wurden die Anlagen zum Schutt geführt und nicht umgekehrt.

Die nächste grosse Entwicklung, die den Pioniergeist, das Know-how und die Erfahrung des Unternehmens illustriert, war 2018 die Kombianlage GIPOKOMB, die das Gestein nicht nur aufzubrechen, sondern auch aufzuschliessen bzw. auszusieben vermag. Und das alles vor Ort, im Steinbruch. Mit dieser ersten raupenmobilen, vollhydraulischen Steinbrechanlage können Dieseleinsparungen von ca. 20 000 000 Litern erzielt werden, härteste Einsätze mit bis zu 1100 Tonnen Stundenleistung sind garantiert, die Verfügbarkeit liegt während 41 000 Betriebsstunden noch immer bei 99.5 Prozent und der Einsatz mit Pneulader und Dumper entfällt.

Mittlerweile sind weltweit gut 900 Anlagen verschiedenster Art in Betrieb, allein über 400 Anlagen des Typs GIPOKOMBI. Ein guter Markt, so führt Bruno Arnold aus, sei Russland, das die verlässliche Schweizer Qualität schätzt. Allerdings stellte sich hier das Problem, dass die Maschinen aufgrund der Kälte dauernd in Betrieb sein müssen, um nicht einzufrieren. Auch bei dieser Herausforderung agierte die GIPO kundenorientiert: Die Maschinen gehen nun jeweils zur Revision nach Halle. Umgekehrt stellte sich das Problem in Dubai, wo alles auf Kühlung ausgerichtet ist. Durch ein paar technische Anpassungen an der im Grunde selben Anlage fand die GIPO für die in Dubai herrschenden Bedingungen ebenfalls eine Lösung, die den Einsatz ihrer Anlagen gewährleistet. Für die Arbeiter wurde zudem eine «Kabine» mit Klimaanlage entwickelt.

Weltmarkt und Kanton Uri

Obwohl 80 bis 90 Prozent des GIPO-Umsatzes auf den Export entfallen, sei das Unternehmen bezogen auf den Weltmarkt mit einem Anteil von 1 Prozent nur ein kleiner Fisch, so Bruno Arnold – aber eben nicht für den Kanton Uri. Sichtlich stolz betont er, dass er noch nie eine Kündigung aussprechen musste. Die schwierige Euro-Situation, die wegen des Exports 1:1 zu Buche schlage, versuche er bei der Personalplanung abzufedern, indem Abgänge nicht ersetzt oder Stellen nicht neu ausgeschrieben würden. Letztlich erfordere der Export eine extreme Flexibilität über alle Stufen, von der Leitung bis hin zum einzelnen Mitarbeiter.

Eine der grössten Herausforderung heute sei zudem, geeignete Kandidaten für die Berufsbildung zu finden. Das Unternehmen, das 8 Lehrlinge in ebenso vielen Berufsgattungen ausbildet, legt zudem viel Wert darauf, nicht nur auszubilden, sondern jungen Menschen auch einen Berufsarbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.

Gemäss Bruno Arnold, sei man am Standort Schweiz mit 14 Nationalitäten überdies multikulturell unterwegs, weshalb u.a. die Kommunikation gross geschrieben würde.

Was Bruno Arnold in Bezug auf die Situation des Kantons Uri ebenfalls regelmässig beschäftigt, sind die attraktiven Nachbarkantone, die höhere Löhne bezahlen können und daher begehrte Arbeitgeber haben. Hinzu komme als weiteres Negativ-Kriterium noch der Weg, zwischen Luzern und Altdorf sind es immerhin 20 Kilometer, den viele nicht gewillt sind, auf sich zu nehmen. Das mache es schwierig, aus diesen Kantonen Arbeitnehmende und Lehrlinge zu akquirieren. Sein Referat schloss Bruno Arnold mit den Worten ab, dass die GIPO AG eine gesunde Firma sei und der Kanton Uri ein guter und wichtiger Standort, weil er viele Vorteile biete, welche die Nachteile aufwiegen.

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