Ein Menschenfreund, der mit Einsatz für seine Überzeugung lebte

Zum Tod unseres Ehrenmitglieds und ehemaligen Vizepräsidenten

Rolf Müller

Wir kramen in unseren Erinnerungen: Rolf in aufgeräumter Stimmung, ein kurzer Spruch da, ein Scherz dort, der Blazer mit dem feinen Leibchen oder Rolkragenpulli passt zu ihm, zu seiner korrekten, gradlinigen Art und steht ihm gut, die Haare wie immer kurz geschnitten. Der Vorstand des ZV tagt, Rolf berichtet als Vertreter des Personalverbandes des Kantons Basel-Landschaft von Ereignissen in seinem Kanton. Er findet deutliche Worte zu geplanten Sparmassnahmen, erläutert, wie der Personalverband des Kantons Basel-Landschaft darauf reagiert, dies nicht einfach hinnimmt.

Ungerechtigkeit mag er nicht, Sparen auf dem Buckel des Personals erst recht nicht. Rolf steht ein für seine Sache, für seine Ansichten, für seine Überzeugungen, ohne Kompromisse. Da kann er schon energisch werden, seine Meinung offen vorbringen, auch laut und deutlich werden.

Später am Abend ist der Schalk zurück. Es wird gegessen, getrunken. Rolf geniesst die Gemeinschaft, den geselligen Teil zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen des ZV. Er liebt auch die dabei entstehenden ernsthaften Diskussionen, immer wieder auch mit einem unserer sehr treuen Gäste aus Deutschland, Horst Bäuerle, dem Ehrenvorsitzenden des KOMBA, zu dem sich wie zu Klaus Geiser nach und nach eine echte Freundschaft entwickelt.

Rolf hat Markantes geleistet: Nach 15 Jahren Einsatz als Adjunkt des kantonalen Personalamtes hat er sich in den nicht weniger als 18 Jahren als Verwalter der Psychiatrischen Dienste des Kantons Basel-Landschaft für die Lebensqualität der sich dort aufhaltenden Menschen engagiert und damit umgesetzt, was seinem Herzen am Nächsten war. Kein Wunder, dass er auch einer der Initianten und Antreiber wie Förderer der damals schweizweit schon fast als revolutionär geltenden Psychiatriereform war, die nicht zwingend die Behandlung, sondern den Menschen selbst und dessen Bedürfnisse nach einem würdigen Leben im Mittelpunkt sah.

Schliesslich hat er dank seiner nie nachlassenden Energie mit der Anlage eines Tierparks auf dem Klinikareal ein Werk geschaffen, das seine Bedeutung weit über den Kreis der Patientinnen und Patienten der Klinik gewahrt hat und sich auch heute noch in der Bevölkerung grosser Beliebtheit erfreut.

Davon und von vielem anderem hat Rolf kein Aufhebens gemacht. Solches wäre ihm zutiefst zuwider gewesen. Vielmehr zog er im Hintergrund seine Kreise, ein stiller Schaffer und Menschenfreund.

Über den Personalverband des Kantons Basel-Landschaft, dem er sechs Jahre vorstand, fand Rolf den Weg in den Vorstand und die Geschäftsleitung unseres Zentralverbandes Öffentliches Personal Schweiz und amtete dort als Vizepräsident. Seine ausserordentlichen Verdienste hat der ZV bei seinem Rücktritt 1999 mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Und was uns immer sehr freute: Er hat auch seine Ehrenmitgliedschaft gelebt und nahm an unserer Delegiertenversammlung stets gut gelaunt und mit Freude teil!

Wenn Rolf etwas anpackte, dann tat er dies mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit. Er überliess nichts dem Zufall und ruhte erst, wenn das Ergebnis seine hohen Ansprüche an sich selbst erfüllte. Das galt bei seinen langjährigen beruflichen Engagements und auch jenem als Mitglied und später Co-Präsident des Verwaltungsrats der basellandschaftlichen Pensionskasse während 20 Jahren ebenso wie bei seinem Einsatz für den ZV.

Einige Male durfte der ZV zudem auch von seinem Organisationstalent profitieren und Gast in seinem Kanton sein. Darunter war auch die unter seiner Leitung stehende Organisation der 75-Jahre-ZV-Jubiläums-Delegiertenversammlung in Pratteln, ein Fest, das allen Teilnehmenden von damals unvergessen bleibt.

Dass etwas eben recht gemacht wird und nicht halbbatzig oder halbherzig, das war Rolf Müller; sagte er zu, eine Aufgabe zu übernehmen, dann konnte man sicher sein, sie in guten Händen zu wissen; er erfüllte sie zielstrebig, sachlich, mit Überzeugung und dem richtigen Augenmass. Das ist nicht selbstverständlich – und schon gar nicht in einem Verbandsumfeld, wo solche Dienstleistungen ehrenamtlich und der Sache wegen geleistet werden.

Nun ist der Lebensweg von Rolf Müller beendet. Er ist erlöst worden von seiner Krankheit, die ihn seit nun etwa vier Jahren plagte und leider nicht mehr losliess. Er hat viel gearbeitet in seinem Leben, sich vorbehaltlos für seine Überzeugungen eingesetzt und gekämpft für das Wohl der Menschen in seinem Lebenskreis. Dabei hat er sehr viele bleibende Marksteine gesetzt, als Mensch, in seiner Familie, in seinem Beruf und in seinen Verbänden. In all diesem Wirken werden wir ihn in naher und bleibender Erinnerung behalten.


Rolf Müller
, geboren am 16. Februar 1931 in Basel, wohnhaft gewesen in Basel, Seltisberg und seit langer Zeit in Bubendorf. Über 65 Jahre verheiratet gewesen mit Louise Müller-Stebler. Vater von 2 Töchtern. Lehre als kaufmännischer Angestellter.
Von 1961 bis 1964 Mitarbeiter des Personaldienstes der Schweizerischen Reederei. 1964 bis 1979 Adjunkt des Kantonalen Personalamtes. 1979 bis 1996 Verwalter der Kantonalen Psychiatrischen Dienste des Kantons Basel-Landschaft. 1993 bis 1998 Präsident des Verbandes des Staats- und Gemeindepersonals des Kantons Basel-Landschaft und von 1991 bis 1999 Mitglied des Vorstands und der Geschäftsleitung und Vizepräsident des Zentralverbandes Öffentliches Personal Schweiz (ZV). 1992 OK-Präsident bei der Feier zum 75-Jahr-Jubiläum des ZV und der DV in Pratteln. Von 1984 bis 2004 Mitglied des Vorstands resp. des Verwaltungsrates, später Vizepräsident und ab 1998 Co-Präsident der Pensionskasse des Kantons Basel-Landschaft. Gestorben am 19. November 2020.

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