Interview mit Dominique Sélébam zu Personalentwicklung und Fachkräftemangel

Zur Person: Dominique Sélébam (DS) ist Departementsassistentin im Finanzdepartement der Stadt Zug sowie auch Mitglied des Vorstandes von Öffentliches Personal Schweiz. Im Rahmen einer Umfrage für eine wissenschaftliche Arbeit an einer Hochschule wurden Dominique Sélébam die folgenden Fragen gestellt:

Der ZV Öffentliches Personal Schweiz vertritt als Dachorganisation die Interessen des öffentlichen Personals in der Schweiz. Besteht aus Ihrer Sicht im öffentlichen Sektor bzw. beim öffentlichen Personal ein Fachkräftemangel? Ist es schwierig geeignete Kandidaten und Kandidatinnen für offenen Stellen zu finden? Falls ja, warum?

DS: Im Gegensatz zu früher bewerben sich aktuell viel weniger Personen auf eine offene Stelle. Somit ist die Auswahl an guten Bewerberinnen und Bewerbern kleiner.

 

Welche Bereiche sind vom Fachkräftemangel im öffentlichen Sektor am meisten betroffen?

Besonders im Baubereich ist es schwieriger geworden, eine Auswahl an geeignete Personen zu finden.

 

Auf welcher Stufe (normale Mitarbeiter/mittleres Kader/oberes Kader) ist der Fachkräftemangel aus Ihrer Sicht am weitesten verbreitet?

Schwierig ist es, eine Auswahl an geeigneten Projektleiterinnen und Projektleiter zu finden.

 

Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe des Fachkräftemangels?

Die Verwaltung muss sich als moderne und attraktive Arbeitgeberin positionieren. Den Mitarbeitenden sind eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, flexible Arbeitsmodelle, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine moderne Arbeitsumgebung und -ausstattung, ein offener Führungsstil und die Einbindung der Mitarbeitenden und einen flexiblen Arbeitsort sehr wichtig.

 

Wie wird dem Fachkräftemangel entgegengewirkt? Was wird konkret gegen den Fachkräftemangel unternommen? Was könnte aus Ihrer Sicht unternommen werden?

Viele Verwaltungen bieten bereits einen flexiblen Arbeitsort und eine moderne Arbeitsumgebung und -ausstattung an. Hier gilt aber noch weiter auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zu optimieren und somit auch ein flexibles Arbeitszeitmodell einzuführen. Die Basis dafür sind digitale Leistungen für unsere Kundinnen und Kunden. Dies bringt einen positiven Einfluss auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden und der Mitarbeitenden.

 

Wie gestaltet sich die Personalentwicklung in der öffentlichen Verwaltung? Ist die Personalentwicklung aus Ihrer Sicht ein geeignetes und zielführendes Mittel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

In vielen Verwaltungen werden den Mitarbeitenden gute Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten mit finanzieller Unterstützung angeboten. Die Personalentwicklung ist ein gutes Mittel, um das Qualitätsniveau der Mitarbeitenden zu erhöhen. Dies unterstützt das Ziel der Verwaltung sich als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren. Dies alleine reicht aber nicht aus, um den Fachkräftemangel zu beheben. Die Personalentwicklung trägt aber zur Leistungsfähigkeit und Zukunftssicherung der öffentlichen Verwaltung bei.

 

Wo sehen Sie die Grenzen oder Risiken in der Personalentwicklung?

Die Personalentwicklung hat Grenzen in Bezug auf die finanziellen und zeitlichen Ressourcen.

 

Was macht die öffentliche Verwaltung, um Nachwuchskräfte zu fördern?

Die Verwaltung bietet Ausbildungs- und Praktikumsplätze an. Einige bieten nach der Ausbildung eine Festanstellung für ein Jahr an. Dies gibt den Lernenden eine gewisse Sicherheit in der Arbeitswelt nach der Ausbildung Fuss zu fassen. Oft besteht ein Ausbildungsprogramm, welches interne und externe Kurse und Weiterbildungen in verschiedenen Bereichen anbietet. Dieses wird jährlich angepasst. Ebenfalls bemüht sich die öffentliche Verwaltung als moderne und attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden.

 

Erfolgt die Personalentwicklung im öffentlichen Sektor strategisch? Wird sie in die Strategieplanung einbezogen? Falls nicht, sollte sie das aus Ihrer Sicht tun?

Aus meiner Sicht wird dies zu wenig umgesetzt. Die sollte unbedingt gemacht werden. Eine strategische Personalplanung dient dazu, die Kompetenzen der Mitarbeitenden mit den langfristigen Zielen der Verwaltung zu vereinen.

 

Gibt es aus Ihrer Sicht noch weitere Faktoren nebst der Personalentwicklung, welche dem Fachkräftemangel entgegenwirken können?

Eine attraktive und innovative Arbeitgeberin zu sein ist der Schlüssel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Verwaltungen sollten sich den Ansprüchen der Generationen der jungen Personen auseinandersetzen und sich darauf einlassen. Die Verwaltungen sollten den Bereich Marketing im Arbeitsmarkt ausbauen.

 

Was muss sich ändern, um das Arbeiten im öffentlichen Dienstleistungssektor attraktiver zu machen?

Es bestehen verschiedene Massnahmen den öffentlichen Dienstleistungssektor attraktiver zu machen. Ziel sollte sein, die bestehenden als auch potenziellen Mitarbeitenden anzuziehen resp. langfristig zu halten. Wichtig hierfür sind: Flexible Arbeitszeiten, gute Sozialleistungen, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, gute Entlöhnung, eine moderne und digitalisierte Verwaltung, innovativ, ein modernes Arbeitsumfeld und eine gute Personalbetreuung. Für all diese Punkte sollte die Verwaltung stehen und sich im Arbeitsmarkt damit einen guten Ruf verschaffen.