«Meine Motivation? Ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr!»

Interview mit Ruven Norelli, Instandhalter elektrische Anlagen Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), Zürich

Wie waren die Rückmeldungen von Kollegen auf Ihre Anstellung bei einem städtischen Betrieb der Stadt Zürich?

Ich habe schon auch Sprüche gehört, dass ich es nun gemütlich habe. Das ist halt noch immer das Image. Es ist aber auch so, dass mein Umfeld nicht genau wusste, was ich bei der Arbeit mache. Ich habe ihnen dann manchmal vor Ort, wenn wir in Zürich unterwegs waren, etwas gezeigt oder auch mal eine Weichenstellung erklärt; also, dass das Tram ein Signal gibt und die Weiche dann links oder rechts stellt – das hat ihr Verständnis extrem gefördert.

Vor Kurzem gab es eine Störung, und mein Mitbewohner hat mir erzählt, dass er mitbekommen hat, wie sich jemand beschwert hat. Weil ich ihm hin und wieder von meiner Arbeit erzähle, hätte er dann am liebsten gesagt, dass sie keine Ahnung hätten, was alles im Hintergrund abläuft und ablaufen muss, damit der öffentliche Verkehr reibungslos funktioniert. Und dass es nun mal auch eine Störung geben könne und wir Instandhalter immer unser Bestes geben, um sie schnellstmöglich zu beheben. Er wollte mich in Schutz nehmen, weil ihm bewusst ist, dass wir innerhalb von 30 Minuten vor Ort sind, um die Störung so schnell wie möglich zu beheben. Das hat mich sehr gefreut.

Sind Sie auch zuständig, wenn ein Tram einen Defekt hat und nicht mehr fährt?

Nein, dafür ist eine andere Abteilung zuständig. Sie haben auch ihre Störungsdienste und schleppen das Tram dann ins nächste Depot ab.

Wirken sich zum Beispiel Tram-Zusammenstösse auch auf die Leitungen aus?

Das kann schon sein. Wir prüfen nach jedem Unfall im öffentlichen Verkehr, ob die Leitung noch in Ordnung ist, ob die mechanischen Anlagen funktionieren und ob die Gleise noch intakt sind. Der Betrieb wird erst wieder aufgenommen, wenn wir der Leitstelle melden, dass aus elektrischer und mechanischer Sicht alles in Ordnung ist.

Das ist stressig?

Ja, schon. Das ist immer eine äusserst angespannte Situation. Wir hatten vor einiger Zeit am Kreuzplatz eine Störung, und ich hatte gerade Pikettdienst. Das Tram stand im Weg, die Autos stauten sich, und die Erwartungshaltung der Menschen vor Ort verändert die Arbeitssituation extrem. Wir möchten dann die Reparatur möglichst schnell erledigen, damit der Verkehr wieder läuft – der Fokus aller Anwesenden ist dann voll beim Turmwagen, und alle schauen uns zu, was wir tun. Aber das gehört auch dazu.

Arbeitet der Pikettdienst zentral in der Stadt, damit er wirklich innerhalb von 30 Minuten bei einer Störung sein kann?

In der Regel sind pro Tag drei Turmwagen unterwegs, eine der Gruppen ist zuständig für den Pikettdienst und kontrolliert eher zentrale Linien. Wir sind aber sehr schnell unterwegs in der Stadt. Wenn es notwendig ist, dürfen wir auf Anordnung der Betriebsleitstelle die Bus- oder Tramspur benutzen, aber nur in Ausnahmesituationen, und es ist auch davon abhängig, wie dringlich der Schaden bzw. die Störung ist.

Wer macht die Verkehrsregelung, wenn Sie eine Störung beheben?

Wir sind in der Verkehrsregelung geschult und machen periodisch einen Auffrischungskurs, wie man richtig absperrt und wie man den Verkehr richtig regelt. Wir sind deshalb auch zu dritt unterwegs – zwei arbeiten auf dem Turmwagen an den Fahrleitungen und einer regelt den Verkehr. Bei einer grossen Störung unterstützt uns aber die Stadtpolizei Zürich.

Und wie verbringen Sie die Freizeit?

Im Moment lerne ich viel für meine Weiterbildung. Entweder lerne ich hier im Betrieb oder mit einem Kollegen in seiner Firma. Dazwischen genehmigen wir uns in Gerolds Garten ein Bier.

Wenn meine Weiterbildung fertig ist, möchte ich wieder Cello spielen, das habe ich im Moment total vernachlässigt. Ich spiele mit einer Pianistin zusammen. Das Cello ist ein sehr schönes Instrument, das aber auch viel Übung braucht, um es schön spielen zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

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