«Meine Motivation? Ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr!»

Interview mit Ruven Norelli, Instandhalter elektrische Anlagen Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), Zürich

Mögen Sie persönlich die Schichtarbeit oder belastet es Sie?

Ich schätze es, dass ich auch mal unter der Woche einen freien Tag habe. An der Nachtschicht gefällt mir speziell, dass ich konzentriert an den Fahrleitungen arbeiten kann. Man schaltet den Strom aus,ß es kommt kein Tram, es kommt kein Auto, es hat keine Fussgänger. Man kann schlicht und einfach in Ruhe seine Arbeit erledigen.

Tagsüber kann es stressig sein, insbesondere wenn die Fahrgäste und die Autofahrenden darauf warten, dass ein Defekt schnellstmöglich behoben wird.

Wie gross ist Ihr Team?

Wir sind 18 Instandhalter, zwei Lernende, vier Instandhaltungsplaner und ein Abteilungsleiter.

Sind auch Frauen im Team?

Nein, momentan sind wir eine reine Männergruppe. Vor einigen Jahren war auch eine Frau im Team. Wir würden uns freuen, zukünftig wieder eine Kollegin zu erhalten.

Ist der Frauenanteil in dieser Branche generell tief?

Ja, in den technischen Abteilungen ist der Anteil tief. Aber es gibt durchaus auch Frauen, die Montage-Elektrikerin oder Elektro-Installateurin lernen. Der Männeranteil ist jedoch wesentlich höher.

Ich mache momentan eine Weiterbildung zum Elektro-Projektleiter, und in unserem Kurs sind auch zwei Elektro-Installateurinnen.

Wie ist die Altersdurchmischung im Team?

Unser Lernender ist mit 16 Jahren der Jüngste, und der älteste Fahrleitungsmonteur ist 60 Jahre alt. Das führt zu einem sehr guten Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen. Wenn wir jüngeren mit erfahrenen Kollegen zusammenarbeiten, lernen wir extrem viel, vor allem bei Reparaturarbeiten während der Nachtschicht. Die Arbeit an den Fahrleitungen ist eng mit «learning by doing» verbunden.

In wie grossen Teams arbeiten Sie? Immer zu zweit oder unterschiedlich?

Das ist unterschiedlich. Wie bereits erklärt, sind wir im Bereich der 600-Volt-Anlagen immer zu dritt mit dem Turmwagen unterwegs. Das heisst, zwei Personen arbeiten auf dem Turm, und eine Person fährt den Wagen bzw. regelt den Verkehr. Aus sicherheitstechnischen Gründen darf man nicht alleine unter einer Leitung mit Spannung arbeiten. An den 230-Volt-Anlagen arbeiten wir immer in Zweier-Teams.

Demnach arbeiten nur Allrounder im Team?

Ja, das ist richtig. In unserer Abteilung arbeiten nur Kollegen, die alle Aufgaben übernehmen können. Speziell im Pikettdienst weiss man ja nicht, was auf einen zukommt.

Für die 600-Volt-Anlagen braucht es aber eine spezielle Schulung?

Ja. Mit Stellenantritt bei den VBZ bekommen wir eine spezielle Schulung, damit wir an den Fahrleitungen arbeiten dürfen und diese schalten können. Ursprünglich sind wir alle gelernte Elektro-Installateure, Montage-Elektriker, Netzelektriker oder Automatiker, das ist eine Grundvoraussetzung für unseren Beruf.

Bis vor Kurzem war eine eidgenössische Berufsausbildung für unsere Arbeit nicht möglich. Seit letztem Jahr bilden wir bei den VBZ aber «Netzelektriker/-innen Fahrleitung» aus. Aus unseren spezifischen Aufgaben ist also ein eigenständiger Beruf entstanden.

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