«Meine Motivation? Ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr!»

Interview mit Ruven Norelli, Instandhalter elektrische Anlagen Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), Zürich

Herr Norelli, welchen Beruf üben Sie aus?

Ich bin Instandhalter für elektrische Anlagen hier bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Unsere Abteilung ist für Unterhalt, Wartung und Erneuerung der elektrischen Anlagen der VBZ zuständig. Das heisst, wir machen die Instandhaltungsarbeiten für alle 600-Volt-Anlagen wie Fahrleitungen, Weichensteuerungen oder die Signalisation für Tram und Trolley-Bus, welche den Trampilotinnen und den Busfahrern anzeigt, wann sie losfahren können und wo sie durchfahren müssen. Andererseits sind wir auch für die 230-/400-Volt-Anlagen verantwortlich, welche die Billettautomaten an den Haltestellen, die Lautsprecheranlagen oder die Fahrgastinformations-Tafeln umfassen, welche anzeigen, in wie vielen Minuten welches Tram abfährt.

Wie stellen Sie fest, wo Arbeiten notwendig sind?

Wir kontrollieren tagsüber die Fahrleitungen auf Schwachstellen und Defekte. Konkret bedeutet dies, dass wir die Fahrleitungsanlagen abfahren, kontrollieren und schauen, wo Instandhaltungsarbeiten notwendig sind. Man sieht sehr gut, wo die Fahrleitungsdrähte stark abgenutzt sind und ersetzt werden müssen. An heiklen Stellen wie Kreuzungen rütteln wir an den Leitungen, um zu prüfen, ob alle Verbindungen noch intakt sind. Wenn an einer Stelle Instandhaltungsarbeiten notwendig sind, markieren wir sie und tragen sie in eine Liste ein. Diese Liste wird dann von den Kollegen in der Nachtschicht abgearbeitet.

Das ist nur nachts möglich?

Ja, weil nachts der Betrieb eingestellt wird und wir die Fahrleitungen ausschalten können. Unter Strom sind die Arbeiten teilweise nicht möglich und gefährlich. Ausserdem ist der Verkehr auf der Strasse generell geringer, was unsere Arbeit sicherer macht.

Mit was für einem Fahrzeug sind Sie während den Kontrollen unterwegs?

Für die Kontrollen verwenden wir einen Turmwagen; das ist ein Lastwagen, der so umgebaut wurde, dass er einerseits auf der Strasse und andererseits auf der Schiene wie ein Tram fahren kann. Der Turmwagen hat einen Aufsatz, damit wir auf die Höhe der Fahrleitungen kommen und so einen besseren Sichtkontakt für die Kontrollen haben. Er beinhaltet zudem eine kleine Werkstatt. Der Turmwagen verfügt auch über einen Pantografen, mit dem wir die Lage der Fahrleitung testen können.

Welche Defekte kann man damit erkennen?

Vor allem Abnutzungen. Die Fahrleitungen werden durch den Kontakt mit dem Pantografen mechanisch und elektrothermisch stark abgenutzt, vor allem an Kreuzungen. Zudem können sich Aufhängungen oder Schraubverbindungen lösen, da auch diese im Laufe der Zeit sehr stark beansprucht werden. Diese werden teilweise von Hand geprüft; mit dem bereits erwähnten Rütteln lassen sich Defekte gut feststellen.

Wir fahren alle Strecken zwei bis vier Mal pro Jahr ab. Die reparierten oder ersetzten Stücke werden im System erfasst, ebenso Stellen, die zwar kritisch waren, aber noch nicht repariert werden mussten.

Kontrollieren tagsüber alle Teams die Leitungen?

Nein, einzelne Teams arbeiten tagsüber auch an der 600-V-Stromversorgung und an den 230-/400-V-Anlagen wie Billettautomaten, Lautsprechern und den Smartinfo-Tafeln. Auch im Bereich von Baustellen wird unsere Arbeit oft benötigt; wir arbeiten dort an Weichensteuerungen oder nutzen die Gelegenheit, um Weichenheizungen oder Schmieranlagen einzusetzen. Letztere schmieren das Gleis von unten her mit einer Fettschicht ein, damit das Tram nicht quietscht und Anwohner an viel befahrenen Tramlinien nachts ungestört schlafen können.

Kann eine Fahrleitung auch reissen?

Ja, aber das kommt selten vor, da wir mit unseren Kontrollen Schäden frühzeitig feststellen und so dafür sorgen, dass es möglichst wenig Störungen gibt.

Und was geschieht, wenn eine Fahrleitung trotzdem reisst?

Dann wird sofort ein Serviceleiter aufgeboten und falls nötig die Fahrleitung durch die Betriebsleitstelle ausgeschaltet. In der Zwischenzeit trifft auch unsere Pikettgruppe vor Ort ein und sichert die Unfallstelle.

Falls die Fahrleitung das Gleis oder das Fahrzeug berührt, schaltet ein allfälliger Kurzschluss die Fahrleitung ab, die Stromversorgung wird unterbrochen. Für die Passagiere oder den Trampiloten ist ein solcher Vorfall also ungefährlich.

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