Trinkwasser – das wichtigste Lebensmittel

Interview mit Bruno Boss, Brunnenmeister Gemeinde Köniz

Herr Boss, was arbeiten Sie?

Ich bin Brunnenmeister und habe die Funktion des Gruppenchefs in unserem Betrieb, also beim Dienstzweig Wasserversorgung.

Welche Aufgaben hat die Wasserversorgung?

Wir sind für das reibungslose Funktionieren der Wasserversorgung in der Gemeinde Köniz zuständig. Dazu gehören die Wassergewinnung, die Wasserlagerung in den Reservoirs, der Wassertransport und die Wasserverteilung zum Konsumenten. Hierfür planen, erstellen und unterhalten wir die notwendigen Rohrleitungen und Pumpen.

Zu unserer Aufgabe gehört auch, die Hydraten zu unterhalten, damit sie im Notfall für die Feuerwehr zugänglich sind und einwandfrei funktionieren. 

Was sind Ihre persönlichen Aufgaben?

Ich bin unter anderem für die gesamte Arbeitsplanung zuständig. Das heisst, ich erstelle einen Jahresplan mit den jährlich anfallenden oder bereits geplanten Arbeiten und generiere daraus die Wochenpläne.

Im Wochenplan teile ich die Mitarbeiter in Zweierteams den einzelnen Arbeiten zu. Diese Wochenübersicht wird hier im Gemeinschaftsraum auf einer Tafel eingezeichnet, so dass jeder sieht, wer mit wem für welche Arbeit eingeteilt ist.

Die detaillierte Tagesplanung erfolgt aber kurzfristig, da sich unsere Tage nicht genau planen lassen, weil es immer wieder Notfälle oder kurzfristig anfallende Arbeiten gibt.

Ich erledige ausserdem alle anfallenden administrativen Arbeiten wie das Rapportwesen, die Materialbestellung oder die Einteilung für den Pikettdienst. Ausserdem arbeite ich bei grösseren Sanierungsprojekten bereits ab Planungsbeginn mit und nehme auch an den entsprechenden Sitzungen teil.

Mein Tätigkeitsfeld ist also sehr umfang- und abwechslungsreich.

Für welche Arbeiten können Sie eine Jahresplanung erstellen?

Der Unterhalt der Wasserversorgung lässt sich sehr gut planen. Dazu gehören die Reinigung und Reparaturen der Anlagen und des Rohrleitungssystems, Unterhaltsarbeiten an den Hydranten sowie die regelmässige Entnahme von Wasserproben.

Der Pikettdienst mit Ferien, Weiterbildungen und allen anderen Absenzen wird erfasst und in der Jahresplanung festgehalten.

Wird das Netz von Euch selbst gebaut oder erneuert?

Wenn wir genügend Kapazitäten haben, führen wir diese Arbeiten selbst aus. Wir werden in der Regel aber von externen Fachleuten unterstützt oder die Aufträge werden an externe Unternehmen vergeben.

Sind Ihre Mitarbeiter auf gewisse Tätigkeiten spezialisiert?

Nein, grundsätzlich kann jeder Mitarbeiter für jede Arbeit eingesetzt werden. Wir arbeiten in der Regel in Zweierteams und unterstützen uns gegenseitig. Mir ist es wichtig, dass innerhalb des gesamten Teams sowie in diesen Zweierteams eine gute Stimmung und Zusammenarbeit herrscht.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Morgens und mittags treffen sich alle Mitarbeiter hier im Werkhof. Es wird informiert, ob es in der Nacht zu einem Piketteinsatz kam und falls ja, ob dort noch eine Arbeit fertiggestellt werden muss. Danach werden die einzelnen Arbeiten an die Teams verteilt.

Ich kann unsere Arbeitstage nie voll durchplanen, weil immer wieder kurzfristig dringende Arbeiten gemeldet werden. Die Wasserversorgung ist ein 24 Stunden-Betrieb, dessen Funktionieren jederzeit sichergestellt werden muss. Das heisst, wir müssen sehr flexibel sein.

Ich persönlich erledige nach dieser Besprechung administrative Arbeiten, insbesondere die Kontrolle von Rapporten, Rechnungen oder Materiallieferungen. Danach erstelle ich bereits die Grobplanung für den nächsten Tag.

In der zweiten Hälfte des Vormittags gehe ich nach Möglichkeit auf die Baustellen und schaue mir notwendige Arbeiten vor Ort an. Insbesondere wenn Grossprojekte laufen, bin ich häufiger draussen unterwegs. Mindestens einmal am Tag findet zudem irgendeine Sitzung statt, um anstehende Arbeiten zu besprechen. Am Nachmittag arbeite ich in der Regel im Büro.

Eigentlich gibt es keinen typischen Arbeitstag, weil jederzeit ein Notfall eintreten kann, der meine ganze Planung über den Haufen wirft.

Sie sind also mehrheitlich im Büro und weniger handwerklich tätig?

Heute schon. Als ich bei der Gemeinde Köniz meine Arbeitsstelle antrat, war es quasi ein Ein-Mann-Betrieb. Ich war damals verantwortlich für den Unterhalt der Pumpwerke und Reservoirs. Mittlerweile haben sich meine Aufgaben enorm verändert. Da ich von der handwerklichen Seite komme, nehme ich mir trotz der administrativen Arbeiten die Zeit, die einzelnen Baustellen zu besuchen und die Arbeiten zu kontrollieren. Von daher arbeite ich jeden Tag mindestens einmal ausser Haus und bin nie den ganzen Tag im Büro.

Wie stark werden Sie in die Planung von Grossprojekten einbezogen?

Bei Grossprojekten, die eine längerfristige Planung benötigen, bin ich bereits in der Projektierungs- und Planungsphase stark involviert. Ich kann in diesem Zeitpunkt meine Anliegen aus Sicht der Wasserversorgung einbringen, damit nach der Fertigstellung der Anlagenunterhalt problemlos funktioniert.

Ich bin aber während der ganzen Bauzeit am Projekt beteiligt bis zur Inbetriebnahme, wenn wir die Anlagen der Wasserversorgung übernehmen. Ab diesem Zeitpunkt sind wir für den Unterhalt und die einwandfreie Funktion zuständig.

Wie gross ist Ihr Team?

In meinem Team arbeiten sieben Mitarbeitende, alle mit einem 100 %-Pensum. Ein Mitarbeiter hat die Funktion «Monteur Arbeitsvorbereitung». Das heisst, er hilft mir bei den organisatorischen und administrativen Aufgaben, erledigt Materialbestellungen oder nimmt für mich an Sitzungen teil.

Ist das Team altersmässig durchmischt?

Ja, es ist gut durchmischt. In den letzten Jahren wurden zwei Mitarbeitende pensioniert, weshalb es eine Verjüngung gab.

Welche Ausbildung braucht man für diese Arbeit?

Meine Mitarbeiter haben alle eine Ausbildung als Sanitär oder Heizungsmonteur.

Sie selbst sind aber Brunnenmeister…?

Ja. Das ist ein eidgenössischer Fachausweis, den es seit rund 20 Jahren gibt. Der Beruf des Brunnenmeisters existiert aber bereits seit über 100 Jahren. Den Fachausweis hat man geschaffen, damit Mitarbeitende in der Wasserversorgung ein Diplom über ihre Fähigkeiten vorweisen können. Ich habe einen der ersten Kurse absolviert.

Welche Inhalte werden vermittelt?

Die Ausbildung ist sehr umfangreich und ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Für die Wassergewinnung wird geologisches Wissen vermittelt. Für den Wassertransport sind Kenntnisse über den Leitungsbau notwendig und im Bereich Wasserlagerung lernt man alles Notwendige über Anlagen und Pumpwerke.

Ein Teil der Ausbildung befasst sich mit der Wasserverteilung bis und mit zum Konsument. Zusätzlich wird in der Brunnenmeisterausbildung das notwendige rechtliche Wissen vermittelt.

Für Ihre Position ist diese Ausbildung notwendig?

Ja, das ist richtig. Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel. Es ist deshalb wichtig und richtig, dass man in einer verantwortungsvollen Position diese Ausbildung absolviert haben muss.

Sind Sie in Köniz der einzige Brunnenmeister?

Nein, einer meiner Mitarbeiter ist ebenfalls Brunnenmeister, zwei weitere machten im Moment die Ausbildung.

Wie lange dauert diese?

Die Kurse finden blockweise über ca. ein Jahr verteilt statt; gesamthaft mit Prüfung wohl rund 7 Wochen.

Wie war Ihr persönlicher beruflicher Werdegang?

Ich habe Heizungsmonteur gelernt und wechselte relativ schnell in die Industrie. Ich habe zuerst bei Chocolat Tobler im Betriebsunterhalt mit Fokus auf den Rohrleitungsbau gearbeitet, danach 10 Jahre in der Energiezentrale der Haco in Gümligen.

Anschliessend habe ich ein paar Jahre in einer Grossüberbauung im Westen von Bern gearbeitet, danach habe ich – vor 26 Jahren – in die Wasserversorgung Köniz gewechselt. In dieser Zeit hat sich die Arbeit stark verändert, insbesondere im technischen Bereich.

Die Ausbildung zum Heizungsmonteur ist eine gute Basis für die Arbeit in der Wasserversorgung, weil man viel über zusammenhängende Systeme lernt. Dieses Wissen über Steuerungen und Pumpen ist bei einer grossen Wasserversorgung sicher ein Vorteil.

Sie erwähnten vorhin den Pikettdienst. Wie erfolgt die Einteilung?

Immer zwei Mitarbeiter leisten gemeinsam während einer Woche Pikettdienst. Einer hat die Funktion des Pikettleiters und einer diejenige des Monteurs.

Wenn ich Pikettdienst leiste, bin ich Pikettleiter. Das heisst, ich nehme die Anrufe entgegen, prüfe was gemacht werden muss und organisiere alles Notwendige. Wenn etwas defekt ist, biete ich den Pikett-Monteur auf, der die Reparaturen ausserhalb der Arbeitszeit erledigt. Das kann zum Beispiel ein umgefahrener Hydrant oder eine leckende Leitung im Gelände oder in der Hausinstallation sein.

Kommt es oft zu Piketteinsätzen?

Im Jahresdurchschnitt gibt es rund einen Einsatz pro Woche. Natürlich sind nicht alle Einsätze ausserhalb der Arbeitszeit.

Haben Sie ein gutes Netz?

Ja, wir pflegen das Netz mit regelmässigen Unterhalts- und Kontrollarbeiten. Die Piketteinsätze bzw. Störungen hängen aber auch von zahlreichen anderen, meist äusseren Einflüssen ab. Zum Beispiel wenn ein Hydrant durch einen Verkehrsunfall beschädigt wird oder Leitungen werden bei Tiefbauarbeiten beschädigt.

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