Herr Huber, was arbeiten Sie?
Ich bin Verkehrsexperte. Mein Aufgabenbereich umfasst im Moment Fahrzeugprüfungen, Führerprüfungen und Theorieprüfungen.
Was für Fahrzeuge prüfen Sie?
Ich prüfe Personenwagen und Lieferwagen bis 3.5 Tonnen Gesamtgewicht.
Später können Sie in eine andere Kategorie wechseln?
Richtig. Wir absolvieren modulweise aufgebaute interne Weiterbildungen zur jeweils nächsten Kategorie. Meine nächste Weiterbildung beinhaltet Importfahrzeuge und Anhänger. Danach geht es weiter zur Prüfung von Motorrädern und zuletzt zum Lastwagenmodul.
Neben diesen internen Modulen besuchen wir auch Kurse der Vereinigung der Strassenverkehrsämter, asa.
Wie erfolgt die Ausbildung zum Verkehrsexperten?
Die Grundausbildung beginnt mit der Anstellung und dauert rund 15 Monate. Sechs Monate dauert die theoretische Ausbildung in einem gesamtschweizerischen Programm. Die praktische Ausbildung erfolgt im kantonalen Strassenverkehrsamt. Am Schluss muss man eine schweizweit einheitliche Diplomprüfung bestehen.
In welchem Rhythmus erfolgen die Schritte zu den nächsten Modulen?
Die ersten Module werden ungefähr im Jahresrhythmus absolviert. Danach ist es unter anderem davon abhängig, wie viele Expertinnen bzw. Experten in welcher Kategorie benötigt werden. Als Faustregel gilt, dass man nach ungefähr 7 Jahren alle Module durchlaufen hat.
Arbeitet man danach nur noch in diesem einen Bereich?
Nein, es werden alle überall eingesetzt; das macht die Planung flexibler und unsere Arbeit abwechslungsreicher. Auch die Kader unserer Abteilung arbeiten mindestens einen Tag pro Woche als Verkehrsexpertin oder Verkehrsexperte. Es gibt aber zusätzliche Fachabteilungen mit Spezialisten. Sie kümmern sich zum Beispiel um Fahrzeuge, die behindertengerecht umgebaut werden, eine andere Abteilung beschäftigt sich mit Arbeitsmaschinen wie Traktoren.
Was macht man in der Regel vor der Ausbildung zum Verkehrsexperten?
Die meisten Verkehrsexperten haben eine Ausbildung zum Auto- oder Lastwagenmechaniker und ein Grossteil davon hat zusätzlich eine höhere Berufsprüfung gemacht, als Diagnostiker oder Kundendienstberater.
Ebenfalls arbeiten bei uns Automobilingenieure, die an der Fachhochschule studiert haben.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Das ist davon abhängig, ob man in der Prüfhalle arbeitet und Fahrzeuge prüft oder ob man Führerprüfungen abnimmt.
In der Halle geht es um 7 Uhr los. Am Abend vorher oder frühmorgens bereiten wir uns anhand unseres Tagesplans vor und ab 7 Uhr kommt alle 22 Minuten ein neues Fahrzeug. Das heisst, wir prüfen zwischen 20 und 25 Fahrzeuge pro Tag, wenn wir den ganzen Tag in der Halle sind. Das ist ein strenger Zeitplan und man ist immer voll dran – da kommt man gut und gern auf täglich 12’000 Schritte.
Wir müssen die Autotypen gut kennen und viel wissen – es kann vom Neuwagen bis zum Oldtimer aus dem frühen 20. Jahrhundert jeder Autotyp kommen. Die Fahrzeugprüfungen sind so dicht getaktet, dass man vor Ort keine Zeit mehr hat, um Recherchen zu machen. Wir müssen uns also gut vorbereiten.
Wie erfolgt diese Vorbereitung?
Ich kann in unserem System die Geschichte eines Fahrzeugs anschauen und weiss somit schon mal was vor der anstehenden Prüfung bereits passiert ist. Mit der Zeit kennt man die Autotypen und ihre Schwachstellen natürlich immer besser.
Bei Importwagen haben wir keine solche Informationen und es braucht manchmal einen neuen Anlauf, wenn etwas nicht dem schweizerischen Recht entspricht. Das kann zum Beispiel bei einem amerikanischen Fahrzeug vorkommen, wenn der Eigentümer keine EG-Übereinstimmung vorweisen kann. Das Auto muss dann so abgeändert werden, dass es dem schweizerischen Recht entspricht und zugelassen werden kann.