Kreative Arbeit mit Kindern

Interview mit Nadine Widmer, Lehrperson Kindergarten in Villnachern

Haben Sie viele fremdsprachige Kinder?

Das variiert; dieses Schuljahr sind es nur vier. Das geht prima, da sie sich schnell integrieren und die Sprache dadurch lernen. Ich hatte aber auch schon mehr und dann ist es für die fremdsprachigen Kinder sowie auch für die ganze Gruppe anspruchsvoller.

Ich habe einen Ämtliplan gesehen – machen die Kinder das gerne?

Ja, die Kinder lieben es. Jede Woche werden die Ämtli neu verteilt und sobald ich diese wieder neu einteile, stürmen die Kinder zu mir und betteln darum, dass ich sie wähle. Die Ämtli dienen nicht nur zum Wohle der Gemeinschaft und Sorge der Umgebung, sondern ich kann so auch gut Elemente für die Selbstkompetenz (z.B. Verantwortung übernehmen, Ordnung halten usw.) beobachten.

Welches ist das beliebteste Ämtli?

Ganz klar der «Täschliwage». Morgens legt jeder sein «Chindsgi-Täschli» in den Wagen. Wenn es Zeit fürs Znüni ist, sitzen alle im Kreis und das auserwählte Kind darf den Täschliwagen holen und die «Chindsgi-Täschli» verteilen. So kann ich Unruhe vermeiden. Denn wenn ich alle losschicken würde, um ihr «Täschli» in der Garderobe zu holen, würde es wohl ein ziemliches Durcheinander geben.

Diese Aufgabe lieben sie. Generell mögen sie so ziemlich alles, was mit «Chef-Sein» zu tun hat; das Turn-Chef-Ämtli ist genauso begehrt.

Die Einführung solcher Rituale ist auch eine Erfahrungssache oder tauscht man sich mit Kolleginnen aus?

Die meisten Rituale, so wie dieses, gestalte ich selber. Was man macht oder was möglich ist umzusetzen, ist auch stark von den Räumlichkeiten abhängig und ob man alleine arbeitet oder ob eine Zusatzperson anwesend ist.

Ich arbeite 100% als Klassenführung und habe momentan keine Teamteachingpartnerin. Daher muss ich meine Rituale und Übergänge auch sehr durchdacht organisieren.

Ein Beruf also, der Kreativität erfordert?

Ja, auf jeden Fall. Auch die Themen die wir behandeln, wechsle ich jedes Jahr. Ich bin seit vier Jahren hier und habe bisher fast jedes Quartal etwas Neues gemacht. Es ist ziemlich aufwändig, die Themen so aufzubereiten, dass alles abgedeckt wird. Ich achte sehr darauf, dass ich möglichst immer ein vielseitiges Angebot vorbereite. Somit plane ich immer themenbezogene Übungen und Kreisinhalte in verschiedensten Formen, wie zum Beispiel: Erleben und erfahren, Sinnes- und Geschicklichkeitsspiele, mathematische und sprachliche Übungen, Rätselspiele und kognitive Herausforderungen, Rhythmik und Musik, malen und kreative Tätigkeiten, usw. Sogar die Turnstunde kann ich danach richten und passende Geräte oder Spiele dazu ausdenken. Es macht Spass, die Inhalte frei wählen und gestalten zu können, aber ich fühle manchmal auch einen Druck, immer wieder aufs Neue tolle Ideen abzuliefern. Wiederkehrende Bräuche wie die Adventszeit oder Ostern entlasten jedoch die intensiven Vorbereitungen.

Viel Aufwand bereiten besonders die Bastelarbeiten im Freispiel oder für besondere Anlässe: Osternest, Weihnachtsgeschenke, Mutter- und Vatertagsgeschenke usw. Einerseits muss man alles organisieren, andererseits stelle ich immer eine Vorlage her, um alles auszuprobieren, damit die Kinder möglichst alle Schritte selbständig erledigen können. Das ist mir sehr wichtig, braucht aber Zeit. Erst dann geht es an die Umsetzung mit jedem einzelnen Kind, das braucht ebenfalls viel Zeit und Geduld.

Werden im Kindergarten auch Geburtstage gefeiert?

Ja, auf jeden Fall. Die Kinder geniessen es, an diesem einen Tag im Mittelpunkt zu stehen. Einige Male habe ich das Geburtstagsritual sogar dem Thema angepasst. Im Moment haben wir das Marienkäfer-Ritual. Das heisst, das Geburtstagskind findet morgens im Finken einen Marienkäfer aus Schokolade. Im Kreis darf es dann ein Marienkäfer-Kostüm anziehen und einen Freund auswählen. Während diese beiden zusammen ein Buch anschauen, bereite ich mit der Gruppe im Kreis alles vor: Das Geburtstagskind darf Marienkäferlein fischen und auf den Käfern hat es Bilder, was man als Nächstes macht. Das beinhaltet unter anderem ein Spiel, ich erzähle eine Geschichte, wir singen ein Lied, zünden Kerzen an und pusten sie wieder aus und essen gemeinsam einen Kuchen oder einen speziellen Znüni. Das dauert meistens zwischen 30-45 Minuten.

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