Kreative Arbeit mit Kindern

Interview mit Nadine Widmer, Lehrperson Kindergarten in Villnachern

Werden die Leistungen der Kinder bewertet?

Ja, im Kanton Aargau gibt es nun einen einheitlichen Einschätzungsbogen. Dieses Dokument nutze ich für die Standortbestimmung von jedem Kind und tausche mich einmal jährlich am Elterngespräch darüber aus. Der Bogen wird von den Eltern unterschrieben und in der Zeugnismappe abgelegt. Die Kinder werden in den Bereichen Sachkompetenz, Selbstkompetenz und Sozialkompetenz beurteilt.

Ihre Bewertung ist dann relevant für den Übertritt in die Primarschule?

Ja, genau. Meine Einschätzung des Bogens dient als Entscheidungsgrundlage und Begründung, falls ein Kind womöglich ein drittes Kindergartenjahr machen oder in eine Eingliederungsklasse (EK) statt in die erste Klasse übertreten soll. Die differenzierten Beobachtungen und eine handfeste Dokumentation während des Schuljahrs sind deshalb zentral.

Für die Eltern ist es allerdings genauso spannend, Einblick in den Schatzordner zu erhalten, in dem ich von jedem Kind Arbeitsblätter, Zeichnungen und andere kreative Darstellungen aufbewahre. Dadurch können sich die Eltern besser vorstellen, was ihr Kind im Kindergarten macht und wo und wie es gefördert wird. Manche erkennen an konkreten Arbeiten teilweise bereits selbst die Fortschritte und Entwicklungen ihres Kindes.

Was müssen die Kinder für den Schuleintritt bereits können?

Dazu orientiere ich mich wie bereits erwähnt am Lehrplan. Die klassischen Kriterien sind beispielsweise, dass die Kinder die Farben, Formen und Zahlen erkennen und benennen können, usw. Jedes Kind bringt jedoch andere Voraussetzungen mit, deshalb achte ich schlussendlich auf das «Gesamtpacket» und mache es nicht nur von dem obengenannten Sach- und Fachwissen abhängig. Die emotionale Entwicklung und sicherlich auch die Selbständigkeit sind für mich genau so wichtige Kriterien.

Sind die Elterngespräche schwierig?

Mehrheitlich verlaufen die Gespräche angenehm. Ich geniesse den Austausch zu den Eltern und finde es auch wichtig für eine gute Zusammenarbeit. Wenn ich ein Kind positiv beurteilen kann, ist das meistens überhaupt kein Problem. Wenn meine Einschätzung jedoch eher mittelmässig ist, möchten die Eltern natürlich wissen, weshalb die Beurteilung so ausfällt. Um ein gutes Gespräch führen zu können, braucht es eine gute Vorbereitung und eine klare Haltung, um auch ehrlich aufzeigen zu können, wo ein Kind noch Entwicklungspotential hat.

Unterscheidet sich Ihre Wahrnehmung sehr von derjenigen der Eltern?

Das kommt schon vor, liegt aber wohl auch daran, dass die Beobachtungen in einem anderen Umfeld stattfinden. Hier sind die Kinder in einer Gruppe, müssen sich integrieren, sich an neue Regeln halten und sind wohl nicht ganz so frei wie zu Hause. Ich habe ausserdem die Möglichkeit, Vergleiche zwischen gleichaltrigen Kindern zu ziehen.

Hinzu kommt, dass ich oft auch die erste externe Person bin, die eine professionelle Beurteilung oder ein Feedback zum ihrem Kind abgibt. Ich kann mir vorstellen, dass das schon schwierig sein kann für die Eltern. Man hört vielleicht zum ersten Mal, wo das eigene Kind Schwierigkeiten hat und muss sich erst daran gewöhnen.

Sie sind noch jung, macht das Elterngespräche schwieriger?

Vielleicht schon ein wenig, das ist aber stark von den jeweiligen Eltern abhängig. Ich habe selbst noch keine Kinder und es ist wahrscheinlich einfacher, von älteren Personen kritische Rückmeldungen anzunehmen. Die Eltern der jetzigen Klasse sind jedoch sehr offen, teilweise auch nicht viel älter als ich und sehen auch die Vorteile einer jungen Kindergärtnerin,

Und den Kindern gefällt das auch?

Ja, wobei ich denke, dass eine gute Beziehung zu den Kindern nicht vom Alter der Lehrperson abhängig ist.

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