Brigitte_Gisler_Luzern

MITTEN IM POLITISCHEN GESCHEHEN

Interview mit Brigitte Gisler, Leiterin Sekretariat Grosser Stadtrat, Luzern

Gehören Sie einer Partei an?

Nein, ich bin parteilos und unvoreingenommen, was meines Erachtens für meinen Job von Vorteil ist. Für mich sind ohnehin die Parlamentarier als Personen und ihre Anliegen wichtig, nicht ihre Parteien.

Würden Sie Ihren Beruf wieder wählen?

Ja, auf jeden Fall. Ich mache es nun seit einem Jahr und es gefällt mir. Es entspricht meinen Vorlieben und Fähigkeiten. Ich arbeite gerne administrativ und genau. Das ist beim Zusammenstellen der Unterlagen und beim Publizieren auf der Website notwendig. Meine Arbeit wird von niemandem kontrolliert; es muss deshalb einfach alles richtig sein und die Abläufe müssen funktionieren.

Es macht mir Spass, Sitzungen und Anlässe oder auch mal ein Geschenk zu organisieren. Diese Aufgabenmischung gefällt mir sehr gut.
Im Weiteren ist der Kontakt mit Menschen aller Art für mich sehr spannend und abwechslungsreich. Diese Kontakte schätze ich sehr, ohne diese würde mir einiges fehlen.

Wo sind die grössten Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen der öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Anstellung?

Man merkt, dass die Verwaltung einen anderen Hintergrund hat als eine private Firma wie zum Beispiel eine Bank. Es ist insbesondere in der Struktur spürbar. In der Bank wurden Entscheidungen viel schneller umgesetzt, in der Verwaltung geht alles oftmals etwas langsamer.
Ein kleines Beispiel: Bis vor kurzem wurde jede Baubewilligung im Stadtrat bera-ten und mit einem Stadtratsbeschluss beantwortet. Diese Aufgabe wurde nun in die Direktion delegiert, wofür das Gesetz angepasst und Stellenprozente verschoben werden mussten. Der Umsetzungsprozess dauerte einige Zeit. Wenn bei der Bank ein Arbeitsablauf geändert wurde, war natürlich keine Gesetzesänderung oder Anpassung einer Verordnung notwendig aber innerhalb von wenigen Monaten konnten Änderungen umgesetzt und die betreffende Person einfach in die ent-sprechende Abteilung versetzt werden. Die Kehrseite ist dann natürlich, dass öfters etwas geändert wird.

Und bezüglich Vorschriften?

Da ist sehr ähnlich. Die Bank hat sehr strenge Regeln was interne Prüfungssche-men angeht, zum Beispiel hinsichtlich Geldwäschereigesetz. Das ist hier ähnlich mit den Fristen und Gesetzen. Die Verwaltung hat unter anderem die Aufgabe, die Gesetze zu überprüfen. Es hat auf beiden Seiten sehr viel Strukturiertes. Es ist deshalb vergleichbar und man muss bei beiden Stellen sehr genau arbeiten. Auch von der Personalführung her gibt es keine grossen Unterschiede.

Die Unterschiede sind also nicht gravierend?

Nein, vom Gefühl her habe ich nicht den Eindruck, dass es ein Riesenunterschied ist. Bei der Stellensuche habe ich aber gemerkt, dass ich zwar einen kaufmännischen Hintergrund habe, dieser jedoch sehr bankenbezogen ist und sich von einer Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung erheblich unterscheidet. Die kaufmännische Ausbildung und Berufserfahrung ist trotzdem sehr branchenabhängig.

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