Im Coaching die Berufung gefunden

Interview mit Peter Tröhler, Fachexperte Personalentwicklung, Generalsekretariat des Eidgenössischen Departements des Innern (GS-EDI), Bern

Wie gehen Sie beim Coaching vor?

Im Prinzip lasse ich meine Klienten reden und höre zu. Die Lösung eines Problems haben sie in der Regel in sich, sehen oder spüren es im Moment aber nicht; nach Seidenstücker und Wehr: «Der Coach ist ‹Ermöglicher›, der nicht selber den Schlüssel zur Lösung besitzt, sondern der/dem Schlüsselbesitzer/-in dabei hilft, den verlegten Schlüssel wieder zu finden». Man arbeitet im Coaching deshalb mit konstruktiven Fragen, die offen sind und so zum Ziel führen. Manchmal sind auch provokative Fragen notwendig, um zur Lösung zu finden. Wichtig ist, den Klientinnen und Klienten letztlich einen Perspektivenwechsel zu erlauben, denn frische Betrachtungsweisen ermöglichen es immer, das Denken zu erweitern. Coaching ist ferner eine Begegnung gleichberechtigter «Expertinnen/Experten», sie findet also «auf gleicher Augenhöhe» statt: Die Klientinnen/Klienten sind Expertinnen/Experten für das eigene Leben sowie ihrer Probleme und deren Lösung, der Coach ist Experte für den Prozess sowie den Weg zur Lösungsfindung.

Bei Konflikten in Arbeitsverhältnissen wird manchmal ein Coaching empfohlen bevor eine Entlassung ausgesprochen wird. Sind solche Gespräche anders?

In solchen Situationen sind offene oder auch provokative Fragen für den Betroffenen manchmal hart, denn Ziel eines Coaching-Gesprächs kann auch sein, jemandem einen Spiegel vorzuhalten und aufzuzeigen, dass er vielleicht auch seinen Teil zu einem Problem beigetragen hat. Schwierig an diesen Gesprächen ist, dass Klientinnen und Klienten wahre Kritik selten gerne hören.

Wo ist die Grenze des Coachings?

Auch das ist manchmal schwierig. Ich bitte meine Klientinnen und Klienten immer, sofort zu sagen, wenn Ihnen das Coaching zu weit geht. Ich sage es aber auch, wenn ich in einem Gespräch an meine Grenzen stosse, wenn zum Beispiel ein Thema hochkommt, für dessen Bearbeitung allenfalls eine medizinische Fachperson notwendig wäre.

Wie läuft das Coaching ab?

In der Regel umfasst das Coaching 6 bis 7 Sitzungen. Oft tauchen jedoch in jeder Sitzung neue Sachen auf.

Wichtig ist, dass man im Coaching keine Ratschläge erteilt. «Ratschläge sind Schläge», sagt man ja so schön. Trotzdem darf man als Coach seine Meinung sagen und/oder allenfalls Empfehlungen abgeben, aber in der Regel erst dann, wenn man danach gefragt wird.

Es erscheint uns eine feine Unterscheidung zwischen Ratschlägen und Meinungen…

Das stimmt, die Unterscheidung ist schwierig. Wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, erzähle ich oft von meinen Erfahrungen und stelle klar, dass jeder letztlich selbst entscheiden muss. Ich versuche zu vermitteln, dass man im Leben in der Regel eine Wahl hat, etwas so oder anders oder gar nicht zu tun. Erst wenn man tatsächlich keine Wahl hat, was im Leben vorkommen kann, stellt sich die Frage, was man daraus macht. Wichtig ist, dass man immer und jederzeit die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu tragen bereit ist.

Das ist auch der Grund, weshalb ich gerne mit dem inneren Team arbeite: Man lernt, in schwierigen Situationen einen Moment inne zu halten und auf seine inneren Stimmen und seine Gefühle – oder eben «Teammitglieder» – zu hören. Und erst wenn man all diese inneren Gefühle analysiert oder den inneren Stimmen zugehört hat, zu reagieren.

Wie ist die Erfolgsquote beim Coaching?

Die Erfolgsquote ist schwierig zu messen. Meine Klienten sagen mir, wann wir am Ziel des Coachings sind. Zu Beginn definiert man dieses Ziel und während dem Coaching wird ständig überprüft, ob man noch auf dem richtigen Weg ist oder ob das Ziel angepasst werden muss.

Nach Abschluss des Coachings sehe ich meine Klientinnen und Klienten in der Regel nicht mehr und kann deshalb die Erfolgsquote nicht beurteilen. Wenn jemand meine Hilfe nochmals in Anspruch nehmen möchte, ist das natürlich anders. Es gibt auch Personen, die mich in einer speziellen Situation kontaktieren und nach meiner «Meinung» fragen.

Besser messbar war es, als ich vor etlichen Jahren ein Job-Center geleitet habe, welches aufgrund des Stellenum- und abbaus errichtet wurde. Ich habe dort Stellenbewerberinnen und -bewerber gecoacht und auch Stellenbewerbungstrainings gemacht; den Betroffenen konnte ich so bei der Suche nach einer neuen Stelle helfen.

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