Bewegung, Kommunikation und Selbstbestimmung sind entscheidend

Wer gesund und zufrieden ist, trägt am Arbeitsplatz zu einer guten Atmosphäre bei und kann produktiver arbeiten. Entscheidend für die Gesundheit von Menschen in der Arbeitswelt ist das richtige Mass an Selbstbestimmung, zeitgemässe Arbeitsformen, eine offene Kommunikationskultur, in der auch Unstimmigkeiten angesprochen werden dürfen, und zu guter Letzt für die physische Gesundheit ergonomische Arbeitsplätze.

«Ergonomie» ist ein viel verwendeter Begriff. Doch was steckt dahinter? Es geht darum, die Arbeitsbedingungen möglichst optimal an den Menschen anzupassen –nicht umgekehrt. Es soll ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, welches so gut wie möglich vor gesundheitlichen Belastungen schützt.

Bei Arbeiten im Büro fallen darunter insbesondere die individuelle Anpassung des Bürostuhls sowie des Schreibtisches. Eine ergonomische Büroeinrichtung nützt allerdings wenig, wenn jemand faktisch den ganzen Tag mehrheitlich unbeweglich vor dem Bildschirm sitzt. Im Gegensatz zur Schulzeit ist «Stillsitzen» bei der Arbeit also nicht mehr erwünscht, denn die starre Körperhaltung ist genauso anstrengend wie langes Stehen, allerdings zu Lasten anderer Muskelgruppen, Sehnen und Gelenke. Hinzu kommt, dass zu wenig Bewegung zu Herzkreislaufstörungen führen kann und die Lebensqualität beeinträchtigt.

Eine Veränderung der (Sitz)Position lockert oder dehnt Muskeln und bringt den Kreislauf in Schwung – es empfiehlt sich deshalb, regelmässig die eigene Haltung zu verändern, auch wenn keine Notwendigkeit dazu besteht. Einfacher ist es, wenn man Drucker, Ordner oder andere häufig benötigte Arbeitsgeräte so platziert, dass sie nur erreicht werden können, wenn man sich vom Bürostuhl erhebt.

Optimal wären zudem Bürotische, welche in der Höhe verstellbar sind und sich bei Bedarf in ein Stehpult umwandeln lassen.

Bewegung und Entspannung

Ist man bei der Arbeit gestresst, müde, genervt oder der Rücken verspannt, helfen manchmal schon kleine kurze Übungen:

  • Den Blick zwischendurch in die Ferne schweifen zu lassen, entspannt die Augen und die Schulter- bzw. Nackenmuskulatur gleichermassen – und hilft manchmal auch bei der Suche nach neuen Ideen.
  • Sich auch tagsüber mal richtig durchzustrecken oder herzhaft zu gähnen entspannt und lockert Verspannungen.
  • Kleine Spaziergänge zur Kaffeemaschine einen Stock tiefer als üblich oder an der frischen Luft während der Pause kurbeln den Kreislauf an und fördern die Kreativität. Meist hat man dabei die besten Einfälle. Und warum eine bilaterale Besprechung nicht bei einem kurzen Spaziergang durchführen, wenn es das Thema erlaubt?

Richtige Haltung im Sitzen

Wie oft ertappt man sich selbst dabei, dass man mit gekrümmtem Rücken und hochgezogenen Schultern vor dem Bildschirm sitzt? Die erste Massnahme, um Rückenschmerzen und Verspannungen vorzubeugen, ist deshalb eine gerade und aufrechte Haltung, ohne das Kreuz durchzudrücken. Zwischendurch im Bürostuhl «herumzulungern» ist aber durchaus erlaubt und entspannt ebenfalls – sofern es nur kurze Momente sind.

Vor dem Bildschirm sitzt man richtig, wenn die Unterarme bei bequem und locker hängenden Schultern auf dem Schreibtisch liegen. Die Füsse sollten dabei auf dem Boden stehen und die Knie in einem rechten Winkel gebeugt sein.

Gesund sind möglichst flache Tastaturen, die Maus liegt idealerweise direkt daneben. Der Bildschirm ist richtig platziert, wenn man ihn mit dem ausgestreckten Arm berühren kann. Dieser ist idealerweise in der Höhe so eingestellt, dass man leicht nach unten blickt, wenn man am oberen Bildschirmrand etwas lesen möchte.

Spätestens hier wird klar, dass längeres Arbeiten an einem Notebook aufgrund der Nähe des Bildschirms und des Blickwinkels ungesund ist. Es empfiehlt sich in diesen Fällen deshalb dringend die Investition in einen externen Bildschirm, eine Tastatur und in eine Maus.

Agiles Arbeiten

Dank gesundheitsfördernden Arbeitsbedingungen bleiben Arbeitnehmende eher gesund, zufrieden und motiviert. Erfahren sie bei ihrer Arbeit zudem soziale Unterstützung und Wertschätzung werden ihre Ressourcen gestärkt. Zunehmend grössere Bedeutung erfährt in diesem Zusammenhang auch das sogenannten agile Arbeiten. Es bedeutet, dass sich Unternehmen von einer lähmenden langfristigen Planung mit langen Entscheidungswegen lösen und mehr Wert auf einen permanenten Austausch zwischen den Mitarbeitenden und verschiedenen Teams legen. Sie können so flexibler und schneller auf Veränderungen oder Kundenwünsche reagieren, was den zeitlichen Druck auf die Mitarbeitenden besser verteilt, anstatt sich auf einen Abgabetermin hin zuzuspitzen.

Agiles Arbeiten setzt aber voraus, dass die Kommunikation auf allen Ebenen – also innerhalb der Hierarchie und der Teams – funktioniert und Führungskräfte ihre Verantwortung wahrnehmen, indem sie darauf achten, dass Arbeitszeiten und Pausen eingehalten werden. Dazu gehören auch Vereinbarungen bzw. die Formulierung von Erwartungen was die Erreichbarkeit nach der Arbeit per E-Mail und/oder Telefon angeht.

Bedeutung der Selbstbestimmung

Selbstbestimmung und flexible Arbeits(zeit)modelle erhöhen die Motivation von Arbeitnehmenden nachweislich. Es ist jedoch darauf zu achten, dass klare Regeln geschaffen werden. So ist ein Tag pro Woche Home Office sinnvoll, weil konzentriert und ungestört gearbeitet werden kann. Bei mehreren Tagen Home Office fehlt jedoch der Austausch mit den Kollegen, was sich auf die Arbeit und die Gesundheit negativ auswirkt.

Bei der bereits erwähnten Erreichbarkeit per E-Mail ist der Grad der Selbstbestimmung ausschlaggebend für die Auswirkungen auf die Gesundheit. Es ist ein erheblicher Unterschied, ob man am Abend oder Wochenende die E-Mails aus eigenen Antrieb checkt oder ob man es tut, weil es erwartet wird.

Zur Selbstbestimmung gehört auch ein gesundes Selbstmanagement in dem Sinne, dass auch ein Leben ausserhalb des Jobs notwendig ist, um gesund zu bleiben. Auch wenn jemand noch so gern arbeitet, sorgt nur ein Ausgleich in der Freizeit dafür, dass man langfristig leistungsfähig, gesund und motiviert bleibt. Der Fokus nur auf die Arbeit birgt zudem die Gefahr, dass einem bei einem Stellenverlust gar nichts mehr bleibt. Wer sich jedoch ein gutes persönliches Umfeld aufgebaut hat und allenfalls einem Hobby nachgeht, kommt mit unfreiwilligen Veränderungen besser klar.

Auf der anderen Seite wächst die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber, je autonomer ihre Mitarbeitenden arbeiten. Insbesondere wenn sie hochmotiviert sind, lauert die Gefahr, dass sie sich überarbeiten und sich damit einem höheren Gesundheitsrisiko aussetzen. Führungskräfte müssen deshalb eine Unternehmens- und Kommunikationskultur schaffen, in der es erlaubt ist, Überforderungen (bzw. Unterforderungen) anzusprechen und die notwendigen Massnahmen zu treffen.

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