Immer öfter wird anstatt einer Mittagspause durchgearbeitet oder etwas Kleines vor dem Computer gegessen. Gründe sind eine hohe Arbeitsbelastung oder der Wunsch nach einem frühen Feierabend. Dabei wird die positive Wirkung von Momenten der Entspannung oder eines Spaziergangs an der frischen Luft auf die Gesundheit und auch Effizienz am Arbeitsplatz völlig vernachlässigt.
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten 100 Jahren stark verändert. Nicht nur im technischen bzw. digitalen Bereich, sondern auch bei den persönlichen Gewohnheiten der Arbeitnehmenden.
Es ist noch nicht lange her, dass ein Grossteil der Arbeitnehmenden über Mittag nach Hause zurückkehrte und mit der Familie zu Mittag ass. Heute hat die Mittagspause ihre damalige Bedeutung verloren und das gemeinsame Mittagessen im Kreis der Familie ist zur Ausnahme geworden.
Ein Grund ist die steigende Mobilität: Je länger der Arbeitsweg ist, desto weniger lohnt sich der Weg nach Hause über Mittag.
Ein weiterer Grund sind die flexiblen Arbeitszeiten. Oft wird die Mittagspause abgekürzt oder es wird ohne Pause durchgearbeitet und während der Arbeit ein Sandwich gegessen, um am Nachmittag möglichst früh Feierabend machen zu können. Ein Trend, der ungesund ist und der Sicherheit am Arbeitsplatz schadet.
Pausen als Regenerationsquellen
Wer Pausen macht, gibt seinem Körper Zeit, um sich zu regenerieren. Nach einer Pause ist man aufnahme- und leistungsfähiger. Wer den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzt, sollte sich Zeit nehmen, um seinem Körper zwischendurch etwas zu bewegen. Spaziergänge an der frischen Luft, joggen, schwimmen oder eine Yoga-Stunde empfehlen sich hervorragend, um in der Pause frische Energie zu tanken und in der kurzen Auszeit etwas möglichst Gegensätzliches zur Arbeit zu tun.
Auch wer lieber mit Kollegen zu Mittag isst, verschafft sich eine Pause und tut damit auch etwas Gutes für den zwischenmenschlichen Zusammenhalt. Es ist dabei aber darauf zu achten, dass sich die Gesprächsthemen nicht immer nur auf die Arbeit beziehen. Wer dabei zudem auf ausgiebige und schwere Mahlzeiten verzichtet, vermeidet am Nachmittag einen Durchhänger.
Wer so über Mittag den Kopf frei bekommt und etwas Distanz zu seiner Arbeit gewinnt, setzt sich am Nachmittag frischer an die Arbeit und kann sich besser konzentrieren.
Kurze Pausen steigern die Effizienz
Im Grundsatz gilt, dass mehrere kurze Pausen zu einer besseren Erholung führen als eine einzige grosse Pause. So ist es in den meisten Unternehmen denn auch üblich, den Mitarbeitenden pro Halbtag eine Pause von rund 15 Minuten zuzugestehen, welche als Arbeitszeit gilt. Die kurze Abwechslung, der Gang zur Kaffeemaschine, der Austausch mit den Kollegen und die Möglichkeit, das Bedürfnis nach Kalorien, Koffein oder Nikotin zu befriedigen trägt auch dazu bei, dass danach umso effizienter gearbeitet wird. Mediziner und Arbeitspsychologen sind sich sogar einig, dass Arbeitsunterbrechungen einem Burnout vorbeugen können.
Hinzu kommt, dass sich die wenigsten Menschen länger als 90 Minuten auf eine Sache konzentrieren können. Je nach Arbeit lässt die Konzentration bereits nach 40 Minuten nach und die Effizienz baut im gleichen Mass ebenfalls ab. Der Rhythmus in der Schulzeit mit einer kurzen Pause nach 45 Minuten und einer langen nach 90 Minuten war also nicht zufällig gewählt, sondern durchdacht. Auch wenn die hektische Arbeitswelt einen solchen Rhythmus nicht zulässt, sind diese kleinen Unterbrechungen wichtig, um negative psychische oder physische Nachwirkungen zu vermeiden.
Wer zwischendurch eine kurze Pause vom Bildschirm einlegt, tut auch seinen Augen Gutes. Das stundenlange Fixieren des Bildschirms führt häufig zu trockenen oder juckenden Augen und kann langfristig Kurzsichtigkeit begünstigten. Dagegen hilft Abwechslung in Form eines regelmässigen Blicks durch das Fenster in die Weite.
Neue Energie dank Powernap
Wer die Möglichkeit hat, sich über Mittag zehn bis zwanzig Minuten für ein Mittagsschläfchen – bzw. heute trendiger: für ein Powernap – hinlegt, arbeitet am Nachmittag wacher und konzentrierter. Die meisten Menschen in der heutigen Gesellschaft schlafen nachts zu wenig und wer tagsüber müde ist, vermag weniger zu leisten, ist unkonzentriert oder macht Fehler.
Der Wert eines Powernap ist mittlerweile auch wissenschaftlich erwiesen. Einige Firmen haben dies erkannt und Ruhezonen eingerichtet, in denen Mitarbeitende sich zurückziehen und entspannen können. Es ist jedoch darauf zu achten, dass das Powernap nicht länger als zwanzig Minuten dauert, da man sonst in eine Tiefschlafphase fällt und dann Mühe hat, wieder in Gang zu kommen.
Pflicht zur Pause gesetzlich geregelt
Das Arbeitsgesetz regelt die Mindestanzahl an Pausen, die ein Arbeitnehmer einzuhalten hat. Ab 5.5 Stunden ist eine viertelstündige Pause Pflicht, ab 7 Stunden eine halbstündige. Arbeitnehmer haben also nicht nur Anspruch auf eine Pause, sie sind ausserdem verpflichtet, diese einzuhalten. Auch wenn vielerorts durchgearbeitet wird, um früher nach Hause zu können, dürfte der Arbeitgeber darauf bestehen, dass die Mindestdauer der Pause eingehalten wird.
Das Arbeitsgesetz ist für Mitarbeitende in den öffentlichen Verwaltungen zwar nicht anwendbar, die auf das öffentlich-rechtliche Anstellungsverhältnisse anwendbaren Personalerlasse haben diese Regelung jedoch weitgehend übernommen:
So muss in der Stadt Zürich bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden eine Pause von mindestens 30 Minuten eingehalten werden. Diese wird nicht an die Arbeitszeit angerechnet. Je eine viertelstündige Pause pro Halbtag gilt hingegen als Arbeitszeit.
Ähnlich regelt auch die Stadt Horgen: 20 Minuten Pause entweder am Vormittag oder am Nachmittag gehen zu Lasten der Arbeitgeberin. Bei einem Tagespensum von mehr als 6 Stunden ist eine Verpflegungspause von mindestens 30 Minuten und bei mehr als 9 Stunden von mindestens 60 Minuten einzuhalten; diese gelten nicht als Arbeitszeit.
Auch der Bund kennt für sein Personal eine ähnliche Regelung. Bei einer Arbeitszeit von vier Stunden wurde die Mindestdauer der Pause auf 15 Minuten festgelegt. Ab sieben Stunden Arbeitszeit dauert die Pause 30 Minuten und bei mehr als neun Stunden muss eine Pause mindestens eine Stunde dauern. Darf der Arbeitsplatz nicht verlassen werden, gelten die Pausen analog dem Arbeitsgesetz als Arbeitszeit.
Fazit
Unsere Gesellschaft ist leistungsorientiert und wer Pausen macht, mag schnell mal befürchten, er werde als Faulpelz abgestempelt. Dem ist jedoch nicht so: Wer sich Pausen gönnt, arbeitet umso so effizienter. Deshalb: Ein Hoch auf die Pausen!