Digitalisierung zum Nutzen der Berufstätigen

Auslagerung von Dienstleistungen

Ein klar negativer Effekt der Digitalisierung ist, dass die ortsunabhängige Kommunikation über digitale Kanäle die Auslagerung von firmeninternen Dienstleistungen in Länder mit tieferen Löhnen ermöglicht. So haben zum Beispiel einzelne Grossbanken ihre Personaladministration nach Polen verschoben. Auf die Schweiz wirken sich diese Auslagerungen mit Arbeitslosigkeit und Lohndruck aus.

In der Industrie ist allerdings auch eine gegenteilige Entwicklung zu verzeichnen: Durch neue Technologien sind Firmen wieder in der Lage, in der Schweiz zu konkurrenzfähigen Preisen zu produzieren. Sie verlagern ihre Produktionsstätten zurück in die Schweiz und profitieren so oft gleichzeitig von der Kundennähe und einer besseren Kundenbindung.

Ausblick und Handlungsbedarf

Wie die Informations- und Kommunikationstechnologien die Arbeitswelt in den nächsten Jahren verändern werden, ist kaum abschätzbar. Viele neue Technologien sind momentan in der Entwicklungsphase und es bleibt abzuwarten, was die nächsten Jahre bringen; in vielen Branchen und insbesondere in der Industrie dürfte aber eine stärkere Vernetzung von Prozessen zu erwarten sein.

Wie dargelegt, hielten sich die negativen Auswirkungen der technologischen Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt in den vergangenen 200 Jahren gesamthaft betrachtet in Grenzen; einerseits weil die ökonomischen Zusammenhänge positiv eingewirkt haben und andererseits, weil sich Gewerkschaften und Politik den Arbeitnehmerrechten angenommen haben: Gesamtarbeitsverträge, Arbeitnehmerschutzbestimmungen, Sozialversicherungen oder Aus- und Weiterbildungsmöglichen sind Instrumente, um Arbeitnehmende vor negativen Auswirkungen zu schützen und auf Neuerungen vorzubereiten. 

Je nach Berufsgruppe sind die Auswirkungen der Digitalisierung unterschiedlich. Ein besonders hohes Risiko, durch Veränderungen negativ betroffen zu sein, besteht in Branchen mit starkem Strukturwandel (zum Beispiel Verlagswesen, Detailhandel), für ältere Berufstätige oder für Berufstätige mit schlechter oder keiner Ausbildung.

Damit für die Arbeitnehmenden die strukturellen Entwicklungen Vorteile bringen, müssen die Rahmenbedingungen so angepasst werden, dass Lohndruck, Arbeitslosigkeit und schlechte Arbeitsbedingungen verhindert werden; dafür braucht es entsprechende Schutzmassnahmen sowie ein breites Aus- und Weiterbildungsangebot für alle.

Handlungsansätze sind unter anderem in den folgenden Bereichen möglich und notwendig:

  • Bereits bestehende Gesetze zum Arbeitnehmerschutz (Arbeitsgesetz, Datenschutz) müssen konsequent durchgesetzt werden.
  • Die Regelungen für Homeoffice (Lücken im Arbeitnehmerschutz) müssen verbessert werden.
  • Es müssen ausreichend Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene angeboten werden.
  • Der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmende ist zu verbessern.
  • Lohnerhöhungen sind im Ausmass des Produktivitätswachstums zu gewähren.

Der Bundesrat hat den Handlungsbedarf erkannt und deshalb die folgenden Massnahmen beschlossen:

  • Die sozialversicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen müssen dahingehend geprüft werden, ob sie neue Arbeitsmodelle zulassen oder ob Flexibilisierungen notwendig sind.
  • Berufliche Ausbildungen müssen durch Weiterbildung an die veränderten Anforderungen angepasst werden. Der Bundesrat hat deshalb die Stärkung von Grundkompetenzen am Arbeitsplatz beschlossen.
  • Der Bundesrat hat das Staatssekretariat für Wirtschaft sowie das Bundesamt für Sozialversicherungen beauftragt, die Auswirkungen des digitalen Wandels auf den Arbeitsmarkt in einem Monitoring zu erfassen.

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