Die Fachtagung Brunnen ist ein Klassiker – ein langjähriger Klassiker. Weiterbildung in zentralen Themen, in perfektem Ambiente. Die Reform der 2. Säule, Perspektiven und Stellschrauben waren das Thema am ersten Tag, die Zukunft der öffentlichen Verwaltung und die Führung von Mitarbeitenden am zweiten. Eine engagierte Auseinandersetzung mit den neuen Flexibilisierungen folgte – im Wissen darum, dass der Wandel in beiden Themenbereichen ein dauernder sein wird.
Urs Stauffer führte in die Tagung ein und machte deutlich, dass vor allem im Bereich der Sozialversicherungen in Zukunft heftige Auseinandersetzungen zu erwarten sind. Die Politik ist seit Jahren nicht in der Lage, die Probleme einer guten, austarierten Lösung zuzuführen. Die Tagung soll immerhin unseren Mitgliedern mehr Klarheit verschaffen. Oder, wie es Tagungsleiter Ruedi Bürgi ausdrückte: Am Abend werden wir mehr wissen als am Morgen – das ist das Ziel.
Keine soziale Kälte
Öffentliches Personal Schweiz hat einen Experten in seinen Reihen, Geschäftsleitungsmitglied Andreas Cabalzar, selbst Mitglied der Verwaltungskommission der Pensionskasse des Kantons Graubünden. Er führte zur 1. Säule aus, diese sei nach der Revision nun wieder in sicheren Gewässern, es sei ein Opfer gewesen, das habe erbracht werden müssen – das sehr knappe Resultat in der nationalen Abstimmung sei akzeptiert worden. Die zweite Säule sei aber nach wie vor eine grosse Baustelle. Cabalzar führte durch die letzten Anpassungsversuche im Parlament. Offenbar ist man sich immerhin dahingehend einig, dass etwas passieren muss und dass das Geld kosten wird. Die demografische Entwicklung sei etwas, das man abbilden müsse. Der Ständerat darf keine soziale Kälte zeigen – es dürfen keine weiteren Renteneinbussen die Folge einer Revision sein; trotzdem, so Cabalzar, wird sich das nicht ganz, je nach Kasse, verhindern lassen – mit sieben Prozent sei in Einzelfällen wohl zu rechnen.
Aktuell hat die ständerätliche Kommission beschlossen, bei der Revision eine Übergangsgeneration zu definieren, die etwas besser fährt als andere; das gilt dann aber nur für diejenigen Versicherten, die im Durchschnitt durchschnittlich weniger Vorsorgekapital als die anderen 50% der Versicherten verfügen.
Eintrittsschwelle unglücklich
Gender Pension Gap? Den gibt es nicht, so Referentin Dr. Svenja Schmidt. Das sei ihre Kernaussage. Die Unterschiede gäbe es, aber das sei das Prinzip der 2. Säule, welche Mann und Frau in der Partnerschaft als wirtschaftliche Einheit sieht. Heute führe die Individualisierung der Gesellschaft dazu, dass jeder auf sein eigenes Pensionskassenvermögen schauen und den tatsächlich bestehenden Unterschied fokussiert. Das ist aber eine Folge des Partnerschaftsmodells, das bei Einführung des BVG die Regel war. Heute ist das anders. Die unterschiedlichen Arbeitsmodelle heute, die Zinslage und das Lebensalter haben sich erheblich geändert – das harmoniert nicht mehr so ganz und führt zur heutigen Unruhe im System. Hinzu kommt: Die Erwerbsbeteiligung des Einzelnen in Jahren ist nicht mehr konstant, früher waren das 40 Jahre – heute gibt es Pausen wegen Burn-out oder Weiterbildungen; zum Zweiten sind die Beschäftigungsquoten sehr unterschiedlich und schwankend; zum Dritten gibt es immer noch ein unterschiedliches Lohnniveau zwischen Mann und Frau, die Ursachen sind unterschiedlich, teils aber in den Lohnverhandlungen begründet; die Frauen fokussieren darin auf die Vereinbarung von Familie und Beruf und sehen darin den Verhandlungserfolg, die Männer gelten als Ernährer und haben den hohen Verdienst als Ziel. Diese drei Punkte führen zu Unterschieden im Alterskapital.