«Der Kontakt zu den Leuten ist mein Ding»

Interview mit René Ryser, Strassenreiniger und Werkhofmitarbeiter der Stadt Baden

Sind Sie den ganzen Tag unterwegs oder kommen Sie zwischendurch auch zum Werkhof zurück?

Am Mittag kehre ich zum Werkhof zurück. Hier essen wir zusammen. Um 13.15 Uhr geht es mit der Arbeit wieder los, dann beginne ich erneut an der Badstrasse. Aber dann steht nur noch das Leeren der Abfalleimer an.

Dann gibt es gewissermassen zwei Touren pro Tag?

Das ist so, aber am Nachmittag stehen wie gesagt nur noch die Kübel auf dem Plan. Die grosse Wischmaschine kommt in der Stadt nur am Morgen zum Einsatz. Nachmittags hätte sie ohnehin Schwierigkeiten, weil die Geschäfte dann ihre Verkaufsständer oder Schilder herausstellen oder wie jetzt im Winter auch Aufbauten die Strassen verstellen. Da käme man mit der Wischmaschine kaum mehr durch.

Der Winterdienst gehört auch zu Ihren Aufgaben?

Ja, aber diesen erledigen wir nur als Handequipe, das heisst, wir machen die Wege vom Schnee frei und salzen von Hand. Für die grossen Schneeräumungsfahrzeuge haben wir ausreichend spezifische Fahrer im Einsatz. Ich selber bin für den Winterdienst auch wieder auf der Strecke Nord unterwegs. Bei der Winterräumung beginne ich bei der Bahnhofstrasse, genauer gesagt beim Kino Sterk, weil in Bahnhofsnähe am schnellsten viele Leute zusammenkommen. Zuerst kommen die Treppen dran, vom Bahnhof ausgehend, sie werden vom Schnee freigelegt und gesalzen. Als nächstes kümmere ich mich um den Lift, der die Limmatpromenade mit dem Bahnhofplatz verbindet, und die Zuführwege, da der Lift doch von vielen Menschen benutzt wird. Und schliesslich ist der Busbahnhof West an der Reihe. Überall hier wird mit der Handräumung für freie und sichere Wege gesorgt. Im Bereich der Limmatpromenade gibt es meist nicht viel zu tun. Auf der gegenüberliegenden Flussseite, also Seite Ennetbaden, gibt es einen Bereich, den wir ebenfalls bewirtschaften, aber nur im Winter.

Die meist frequentierten Bereiche werden also zuerst gesalzen?

Ja, genau. Wir haben auch eine Liste, auf der die Prioritäten der Schneeräumung vermerkt sind.

Ist die Arbeit an manchen Tagen intensiver, etwa nach dem Wochenende?

Ich würde sagen, es kommt dabei auch auf die Jahreszeit an. Im Sommer ist es intensiver, weil sich viele Menschen draussen aufhalten. Im Winter wird es dann etwas ruhiger, die Menschen sind jetzt wegen der Kälte vermehrt wieder drinnen. Der sommerliche Aufenthalt im Freien führt zu weit mehr Abfall. Deshalb ist zu dieser Jahreszeit immer auch ein Stadtreiniger am Samstagmorgen und Samstagabend sowie am Sonntagmorgen im Einsatz. Dass der Coop nun am Sonntag ganztags offen hat, bekommen wir ebenfalls zu spüren. Viele Leute machen dort ihren Familieneinkauf, sie kaufen sich etwas zu essen, das sie auf dem unteren Bahnhofplatz verzehren – das führt dann dort zu vollen Abfalleimern.

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Über einen Kollegen, der die Stellenausschreibung in der Zeitung sah und mir davon erzählte. Ich habe mich auf die Stelle des Stadtreinigers beworben und habe sie bekommen. Das ist nun schon zwölf Jahre her.

Welche Voraussetzungen braucht es für Ihren Beruf?

Das könnte ich heute nicht mehr sagen, aber ich habe sie alle mitgebracht.

Was gefällt Ihnen an diesem Beruf?

Positiv ist ganz sicher die Möglichkeit, dass ich bei der Arbeit draussen sein kann und nicht in einem Büro sitzen muss. Schön ist auch der Kontakt zu Leuten, viele trifft man immer wieder.

Gibt es auch Dinge, die Sie bei Ihrer Arbeit weniger schätzen?

Eine Situation ist sicher diese: Wenn Leute sich etwas zu essen kaufen, einen Hamburger meinetwegen, und das Gekaufte nach ein paar Bissen wieder wegwerfen. Da frage ich mich schon, warum man sich etwas kauft, wenn man es anschliessend doch nicht isst, sondern einfach wegwirft. Und sonst? Ich sehe es so, dass alles andere einfach zum Job gehört.

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