Zeit für eine Reallohnerhöhung

Empfehlung Lohnrunde 2020

Lohngleichheit

Die verfassungsmässige Gleichstellung von Mann und Frau lässt zumindest bei den Löhnen weiterhin auf sich warten. Mit der Revision des Gleichstellungsgesetzes im Dezember 2018 werden Unternehmen mit über 100 Angestellten neu zwar zu Lohnanalysen verpflichtet, doch sind davon lediglich 45 Prozent aller Arbeitnehmenden betroffen. Umso wichtiger ist es, dass die Sozialpartner bei den Lohngesprächen die Forderung nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit einbringen.

Bessere Arbeitsbedingungen

Es gibt auch eine Qualität der Arbeitsbedingungen, die neben einer Reallohnerhöhung zur Zufriedenheit und Motivation der Angestellten beiträgt und damit auch Personalfluktuationen günstig beeinflusst. Für bessere Arbeitsbedingungen einzustehen, ist eine weitere Möglichkeit, das öffentliche Personal bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen und wichtige Akzente für die Zukunft zu setzen. Dazu gehören:

1. Flexibilisierung der Arbeitszeit

Die gesellschaftlichen Veränderungen, mitsamt den heutigen Anforderungen in der Arbeitswelt, haben zu anders gelagerten Bedürfnissen geführt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Möglichkeit von Weiterbildungen, von mehr Zeit für eigene Interessen wie Hobbys, kulturelles und politisches Engagement sind Themen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Schliesslich beschränkt sich das Leben bei Weitem nicht auf das Berufsleben. Damit solche Wünsche möglichst gut berücksichtigt werden können, sind flexible Arbeitszeitmodelle entscheidend. Letztlich geht es bei der Vereinbarung von Beruf und Privatleben einerseits um die Mitbestimmung der Mitarbeitenden bei der Arbeitsgestaltung und andererseits um eine kluge Gestaltung der Arbeitsbedingungen seitens des Arbeitgebers. Denn darauf achten Arbeitnehmende heute ganz besonders.

2. Mehr Ferientage

Der Ferienanspruch kann je nach Arbeitgeber und Alter variieren, üblicherweise beträgt er für Mitarbeitende zwischen 20 und 50 Jahren vier bis fünf Wochen, Arbeitnehmende über 50 Jahre kommen in den Genuss von 5 bis allenfalls 6 Ferienwochen. Ferien dienen der Erholung und dürfen nicht zweckentfremdet werden. Bei den Lohnverhandlungen soll eine zusätzliche Ferienwoche durchaus verhandelt werden, schliesslich bedeuten mehr Ferien auch bessere Arbeitsbedingungen. Dabei nutzt eine optimierte Ferienregelung beiden Seiten: Der Arbeitnehmende kann sich erholen, was dem Erhalt seiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit dient, und der Arbeitgeber bewahrt sich die Arbeitskraft seines Mitarbeitenden.

3. Vaterschaftsurlaub von mindestens fünf Tagen

Bis heute ist der Vaterschaftsurlaub gesetzlich nicht geregelt. Doch auch Väter haben mehr und mehr das Bedürfnis, die Entwicklung ihrer Kinder mitzuerleben und mitzugestalten, sprich, mehr Zeit für sie zu haben. Trotz dieses verbreiteten Wunsches hat der Bundesrat der im Juli 2017 eingereichten Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie», die einen mindestens vierwöchigen, gesetzlich vorgeschriebenen Vaterschaftsurlaub, unlängst kein Gehör geschenkt, nicht einmal dem Gegenvorschlag. Nun ist der Ständerat gefordert, der voraussichtlich noch diesen Sommer über Initiative und Gegenvorschlag beraten wird. Allein schon deshalb muss auf Arbeitgeberseite ein Vaterschaftsurlaub von minimal fünf Tagen Selbstverständlichkeit werden.

4. Unterstützung im Bereich Weiterbildung

Weiterbildung gehört heute mehr denn je in das Pflichtenheft der Arbeitswelt. Die Digitalisierung bringt zwar neue Möglichkeiten des mobilen und flexiblen Arbeitens, aber auch die Anforderungen an die Mitarbeitenden steigen. Weiterbildungen dienen sowohl der persönlichen Weiterentwicklung, gleichzeitig fördern sie Kompetenzen, die in der heutigen (digitalen) Berufswelt gefragt sind. Damit nutzen sie stark dem Arbeitgeber, weshalb Mitarbeitende bei Weiterbildungswünschen zu unterstützen sind. Die Möglichkeiten hierbei können finanzieller Art sein, in flexiblen Arbeitszeitregelungen bestehen oder darin, dass der Arbeitgeber Arbeitszeit zur Verfügung stellt. Wenn eine Weiterbildung angeordnet ist, sollte dies ohnehin selbstverständlich sein.

Schlussbemerkungen

Im öffentlichen Dienst arbeiten, nicht zuletzt wegen der breit gefächerten und interessanten Aufgabenbereiche, motivierte Menschen, die sich mit Engagement und Fachwissen einsetzen. Die Zeit ist reif, diesen Einsatz zu honorieren: mit einer Reallohnerhöhung von im Minimum 2 Prozent. Und wenn möglich mit einer zusätzlichen Wertschätzung im Rahmen der Optimierung der Arbeitsbedingungen.

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