Wie der Spatz in der Hand

Fachtagung Brunnen 2017

In Deutschland hatten zwei grosse Unternehmen als vorbeugende Massnahmen nachts den Server heruntergefahren, damit Mitarbeitende nicht ständig ihre E-Mails prüfen und besser abschalten konnten. Solche Massnahmen sind selten und wurden von den Mitarbeitenden auch nicht geschätzt, da sie sich bevormundet fühlten. Die Server laufen nun auch nachts wieder und es wird an die Selbstverantwortung appelliert. Obwohl die selbstbestimmte Erreichbarkeit im Grundsatz geschätzt wird, wäre über die Hälfte der Befragten einer Studie im Gegenzug froh, wenn klar und offen kommuniziert würde, welche Erwartungen ihre Arbeitgeber an ihre Erreichbarkeit haben.

Die Studie hat auch gezeigt, dass fast die Hälfte der Befragten auch ausserhalb der Arbeitszeit erreichbar ist. Davon gaben rund 40 % der Befragten an, dass die digitale Erreichbarkeit Auswirkungen auf ihre Gesundheit, die Erholungszeit und ihren Schlaf haben. Für zwei Drittel der Befragten ist die Trennung von Freizeit und Arbeit gleichwohl wichtig und rund 80 % der Befragten scheint dies gemäss eigenen Angaben gut zu gelingen.

«Always on» – guter Umgang mit der Digitalisierung

Ein gesunder Umgang mit digitalen Geräten muss gelernt werden. Majkovic erachtet es deshalb als wichtig, dass Kinder und Jugendliche in der Schule an einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien und der Nutzung von Kommunikationskanälen herangeführt werden.

Ihre praktischen Hinweise für den Umgang mit der Digitalisierung:

  • Bewusstsein dafür, dass permanente Erreichbarkeit vorhandene Persönlichkeitsstrukturen verstärkt. Tendiert jemand also dazu, alles sofort zu erledigen, wird dies verstärkt; sehr neugierige Personen abonnieren oft zahlreiche Push-Services.
  • Es muss geklärt werden, wie in einem Unternehmen miteinander kommuniziert wird. Also für welche Teamstruktur welche Art der Kommunikation passt, ob man auf E-Mails verzichten und Informationen an Team-Sitzungen diskutieren will oder ob regelmässig Info-Mails verschickt werden.
  • Out of office-Meldungen verhindern, dass während Ferienabwesenheiten E-Mails geprüft werden müssen. Klare Abwesenheitsmeldungen und Hinweise auf Stellvertretungen sind wichtig. Es ist diesbezüglich auch Aufgabe der Arbeitgeber, klare Regelungen zu schaffen.
  • Ansprüche an die Erreichbarkeit ausserhalb der Arbeitszeit müssen im Team klar kommuniziert werden.
  • Zur Entspannung beitragen können mobiltelefonfreie Zonen und Zeiten in der Familie oder bei der Arbeit.

Was ist guter Schlaf?

Als letzte Referentin des ersten Tages beschäftigte sich Dr. Ute Bahner, Psychotherapeutin und Somnologin in der Seeklinik Brunnen, mit der Frage, was guter Schlaf ist.

Mythos oder Wahrheit?

Zum Thema Schlaf halten sich sehr viele Mythen hartnäckig. So haben viele Patienten Angst, dass sie sterben könnten, wenn sie über längere Zeit nicht oder schlecht schlafen. Dr. Bahner beruhigte, dass regelmässiger Schlaf zwar wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden, aber nicht lebensnotwendig ist. Schlechter Schlaf ist unangenehm, man fühlt sich am nächsten Tag müde und nicht fit, die geistige und physische Leistungsfähigkeit wird aber nicht so stark beeinträchtigt wie allgemein geglaubt wird.

Der Körper holt sich so viel Schlaf wie er braucht und kompensiert schlechten Schlaf mit einem intensiveren Schlaf in der darauffolgenden Nacht, so Bahner. Die gute Nachricht ist also: Wer unter der Woche früh aufsteht, kann einen kleinen Schlafmangel durch Ausschlafen am Wochenende ausgleichen.

Ebenfalls keine Sorgen zu machen braucht sich, wer in der Nacht regelmässig aufwacht. Dies ist kein Zeichen für schlechten Schlaf oder gesundheitliche Probleme, sondern normal. Der Grund ist evolutionsbedingt, als regelmässiges Erwachen wichtig war, um zu kontrollieren, ob die Schlafstelle noch sicher ist. Ausserdem muss sich der Körper in der Nacht bewegen können, damit keine wunden Stellen oder Blutstauungen entstehen. Dr. Bahner erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass inneres Wohlbefinden und innere Befindlichkeiten von vielen Faktoren abhängen und nicht ausschliesslich vom Schlaf.

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