Interview mit Andrea Depeder, Betriebsleiterin Zürcher Saalsporthalle

Wie teilt sich Ihre Arbeit als Hallenwart und Betriebsleiterin auf?

Rund 50:50. Es variiert etwas.

Sie sind 5 Angestellte im Team – machen Sie die Abendschicht zu zweit?

Nein, leider nicht. Wenn bis 22 Uhr fünf Garderoben besetzt sind, ist das sehr anstrengend, weil man theoretisch nur eine Stunde Zeit hat, um alle Arbeiten zu erledigen.

Dann haben Sie fünf 100 %-Stellen?

Nein, mein Stellvertreter und ich arbeiten je 100 %. Zwei Personen arbeiten 80 % und eine Kollegin arbeitet 60 %.

Wenn Sie Spätschicht haben, sind Sie am Schluss ganz alleine hier? Ist das nicht gefährlich?

Im Grundsatz nicht. Aber es gab schon Situationen, die unangenehm waren. Im Sommer kamen eines Abends Jugendliche, die Bier konsumierten und unter den Sonnenstoren einen Einweggrill betrieben. Ich befürchtete, dass dies einen Brand verursachen könnte. Spätabends alleine das Gespräch mit ihnen zu suchen, war mir zu gefährlich. Ich habe dann zur Sicherheit die Polizei alarmiert, welche auch gleich noch verschiedene verbotene Substanzen bei den Jugendlichen gefunden hat.

Wer macht Reparaturen?

Soweit es geht, reparieren wir defekte «Dinge» immer selbst, inklusive den Lampen unter dem Dach. Weitere elektrische Arbeiten, sowie grössere Reparaturen überlassen wir aber den Fachleuten. Für die Geräte im Kraftraum bieten wir ebenfalls Spezialisten auf.

Gibt es viele Reparaturbedarf?

Es sind viele kleine Arbeiten, die erledigt werden müssen, manchmal auch kleinere Sanitärarbeiten.
Im Herbst müssen wir uns zudem ums Laub kümmern und im Winter gegebenenfalls mit dem Schneepflug Schnee räumen, Beim BikePark unterstützt uns bei den Laubarbeiten die Grün Stadt Zürich.

Das ist ein sehr sportliches Umfeld – Sie interessieren sich auch für Sport?

Ja, sehr. Allerdings spielte ich Unihockey und bin diesbezüglich quasi in der falschen Halle. Früher habe ich bei GC Unihockey gespielt, damals waren wir noch in der Nationalliga A. Heute trainiere ich nur noch D-Juniorinnen. Meine eigene Karriere musste ich nach diversen Knieoperationen aufgeben. Zudem ist Skifahren meine zweite grosse Leidenschaft. Aber auch als Zuschauerin interessiere ich mich für den Sport.

Haben Sie einen guten Einblick beim FCZ?

Ja, wir haben hier einen guten Einblick hinter die Kulissen und lernen die Leute kennen – das ist sehr interessant.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf nicht?

Wenn Probleme auftauchen und zum Beispiel Mannschaften die Garderoben beschädigen. Vor einiger Zeit hatte eine U17-Mannschaft die Garderobe mit Wasser geflutet. Der Trainer hat aber sehr gut reagiert, als er es bemerkt hat – sie durften alles selber wieder instandsetzen.
Ausserdem muss ich manchmal für Ordnung sorgen und Leute zurechtweisen, wie zum Beispiel Falschparker. Das liegt mir nicht so.

Gibt es eher mit jüngeren Sportlern Probleme?

Im Frust etwas zu beschädigen, das kommt tatsächlich häufiger bei Jüngeren vor. Die Ältere lassen eher Bierdosen oder sonstigen Abfall herumliegen. Wenn man sie aber bittet, ihre Sachen selbst wegzuräumen, funktioniert das ganz gut.

Gibt es Anekdoten?

Ja, es gibt so eine Geschichte, die allerdings noch vor meiner Zeit geschah als die Unihockey-WM hier stattfand: Ein finnischer Unihockey-Schiedsrichter durfte endlich zum ersten Mal einen Final pfeifen, weil ausnahmsweise Finnland nicht in die Schlussrunde kam – diese Freude hat er mit seinen finnischen Schiedsrichterkollegen in der Garderobe ausgelebt. Sie haben Champagner herumgespritzt, sind auf den Bänken herumgehüpft und am Schluss stand die Garderobe rund 5 cm unter Wasser. In solchen Ausnahmesituationen sind wir aber eher tolerant.

Was motiviert Sie?

Wir haben einen guten Arbeitgeber. Ich habe vorher schon bei der Stadt Zürich gearbeitet und als ich in den Sportbereich wechseln wollte, funktionierte das problemlos. Der tägliche Umgang mit all den Sportlern sowie natürlich auch all unseren anderen Kunden belebt motivierend meinen Alltag.

Was macht die Stadt Zürich zu einem guten Arbeitgeber?

Die Anstellungsbedingungen sind sehr gut. Wir erhalten einen fairen Lohn und als Angestellte des Sportamts dürfen wir in der ganzen Stadt gratis Sport treiben, also im Freibad, im Hallenbad, auf derEisbahn usw. Natürlich dürfen wir auch gratis alle Sportveranstaltungen besuchen, die hier stattfinden.
Die Stadt unterstützen auch weiterbildungswillige Mitarbeitende. Letztes Jahr durfte ich einen Führungskurs besuchen. Wenn man die Initiative ergreift, wird einem vieles ermöglicht.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang?

Meine Lehre absolvierte ich bei der ABB als Elektromechanikerin. Danach arbeitete ich für kurze Zeit bei Adtranz und 6 Jahre bei Demag. Letztere stellt Hallen- und Schiffskrane her. Im Jahr 2007 wechselte ich zu den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) in die Abteilung Instandhaltung Tram. Dort habe ich im Tramdepot zum ersten Mal im Schichtbetrieb gearbeitet. Ich habe die Trame der Stadt Zürich gewartet, repariert, disponiert und auch gefahren. Im Spätdienst bedeutet dies, dafür zu sorgen, dass die Tramwagen in der richtigen Reihenfolge ins richtige Depot fahren, damit am nächsten Morgen für alle Tramfahrer am richtigen Ort ein Fahrzeug bereit steht. Die Trame müssen richtig einsortiert werden, weil die Wagen verschiedene Längen haben und unterschiedliche Fahrzeugtypen sind. Während dieser Zeit habe ich nebenberuflich eine Weiterbildung zur Sportmanagerin absolviert. Das waren mehrwöchige Module, organisiert von der Universität Fribourg.
Danach hatte ich die Möglichkeit, bei GC Unihockey in einem 60 %-Pensum die Geschäftsstelle aufzubauen. In dieser Zeit habe ich nebenbei noch 40 % als Tramfahrerin gearbeitet. Nachdem ich die Geschäftsstelle aufgebaut hatte, stieg leider der Hauptsponsor aus, so dass die Geschäftsstelle wieder aufgelöst wurde. Glücklicherweise fand ich rasch eine befristete Anstellung am alten Ort bei den der VBZ.
In dieser Zeit wurde meine Stelle hier ausgeschrieben. Meine handwerkliche Ausbildung sowie meine Weiterbildung zur Sportmanagerin waren sicher von Vorteil bei meiner Bewerbung.

Das ist aber keine Voraussetzung?

Die Weiterbildung zum Sportmanager nicht, aber ein Abschluss in einem handwerklichen Beruf war Voraussetzung. Bevorzugt werden ausserdem Leute, die Freiwilligenarbeit leisten.

Was für Freiwilligenarbeit leisten sie?

Ich trainiere Mädchen der Unihockey-Schule des Vereins Floorball Zurich Lioness. Dort bin ich auch im Vorstand engagiert. Zudem engagiere ich mich als Leiterin im Zürcher Ferien-Sportlager in Fiesch. Rund 700 Jugendliche nehmen jeweils daran teil und haben die Möglichkeit, verschiedene Sportarten und andere Freizeitaktivitäten auszuprobieren. Ausserdem arbeite ich jeweils am Ironman und an einem Unihockey-Anlass in Arosa mit.

Würden Sie Ihren Beruf wieder wählen?

Ich würde heute wohl eher von Anfang an in Richtung Eventorganisation oder ähnliches gehen. Das macht mir Spass.
So freuen wir uns im Dezember alle bereits auf den Januar, wenn es mit den Events wieder richtig los geht. Diese sind eine willkommene Abwechslung zum Handball. Um Missverständnissen vorzubeugen: Handball ist sehr spannend und neu werden die Spiele auch von MySports übertragen. Es ist sehr interessant, nun auch Fernsehteams hier zu willkommen zu heissen.

Wie sind die Rückmeldungen von Benutzern oder Besuchern der Saalsporthalle?

Ich habe soeben von meinem Vorgesetzten die sehr positive Rückmeldung bekommen, dass keine Reklamationen eingegangen sind. Das freut mich natürlich sehr.

Das Catering läuft auch über sie?

Nein, wir haben für den Kiosk einen Pächter. Es ist aber auch möglich, die Küche für einen Event zu mieten. Die Einrichtung ist jedoch sehr spartanisch.

Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit?

Mehr Events – vor allem mehr Unihockey-Events (lacht). Ich bin sehr zufrieden hier. Der Rückhalt und die Unterstützung vom Sportamt ist sehr gut. Wenn wir hier etwas brauchen, zum Beispiel ein neues Gerät, funktioniert das sehr gut.

Und was machen Sie in der Freizeit – wenn sie nicht Unihockey spielen, trainieren oder an Sportevents mithelfen?

Ich fahre sehr gerne Ski und schaue sehr gern beim Skicross zu. Die Ski-WM in St. Moritz besuchte ich auch und schaute mir ein paar Skirennen live an.
Unsere Ferien sind etwas weniger sportlich. Mit meinem Mann habe ich einen VW Bus T4, mit dem wir gerne herumreisen – letztes Jahr bereisten wir vier Wochen lang den Norden. Während meiner Unihockey-Karriere habe ich ein halbes Jahr in Schweden gespielt und mag deshalb das Land sehr. Mittlerweile beherrsche ich die Sprache und gehe auch darum immer wieder sehr gerne nach Schweden.

Meine vielen Freizeitaktivitäten sind möglich, weil das Sportamt bei der Gewährung von unbezahltem Urlaub sehr grosszügig ist, wenn es gut geplant wird. Ausserdem konnte ich letztes Jahr mein 10-jähriges Jubiläum bei der Stadt Zürich feiern und erhielt als Dienstaltersgeschenk Urlaub.

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