Kreative Arbeit mit Kindern

Interview mit Nadine Widmer, Lehrperson Kindergarten in Villnachern

Ist es schwierig, wenn ein Kind nicht gerne bastelt oder zeichnet?

Für mich ist das kein Drama. Ich probiere, möglichst ohne Druck zu arbeiten. Mir gefällt, dass Kinder in diesem Alter sehr vieles mit Freude machen und man die Kinder gut motivieren kann. Man kann sie manchmal auch ein bisschen um den Finger wickeln und ihnen ein Angebot schmackhaft machen.

Wir basteln vor allem am Nachmittag in kleineren Gruppen. Ich bereite alles so vor, dass es für die Kinderhände umsetzbar ist und gebe wo nötig auch Hilfestellung. Es entstehen auch keine grossen Diskussionen, da die Kinder wissen, dass sie anschliessend wieder genügend Zeit haben, um zu spielen.

Bei der so genannten «Werkstatt», also wenn man Teile des aktuellen Themas selbständig erarbeitet, mache ich Postenblätter. Dabei geht es mir nicht an erster Stelle darum, dass die Kinder alle Posten abgearbeitet haben. Aber ich kann mir dadurch ein Bild machen wie weit das Kind bereits ist. Wenn ein Kind am Schluss nur einen Teil der Posten erfüllt hat, sagt dies auch bereits etwas aus und genau daran kann ich mich wieder für die individuelle Förderplanung orientieren. Für mich müssen die Kinder nicht alles lösen oder perfekt können; ich denke, dass im Kindergarten dringend noch genügend Raum «zum Kind sein» bleiben soll. Der Entwicklungsprozess sowie die Übungsphasen gehören dazu und stärkt die Kinder auch.

Dann können die Kinder das wählen, was sie interessiert?

Grundsätzlich möchte ich am Interesse des Kindes anknüpfen. Aber natürlich bearbeite ich mit jedem Kind auch Bereiche, welche sie nicht nur aus eigener Motivation wählen würden. Oft sind es auch Phasen, in der die Kinder einer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Beispielsweise ist es typisch, dass die Jungs zu Beginn vor allem in der Bauecke und Mädchen in der Puppenecke spielen wollen. Häufig ist das einseitige Interesse aber einmal «gesättigt» und die Kinder zeigen sich nach einer ausgekosteten Phase wieder neugierig und interessiert für etwas Neues.

Werden Sie oft von Eltern kontaktiert?

Das ist sehr von der Klasse abhängig. Dieses Jahr kommt es eher seltener vor. Ich habe ausserdem eingeführt, dass die Kinder ein Mitteilungsbüchlein haben, damit die Eltern mir auf diesem Wege wichtige Nachrichten mitteilen können. Anliegen, Zahnarzttermin, Absenzen usw. können dort eintragen werden.

Ansonsten habe ich klare Zeiten, wann ich am Morgen, Mittag und Nachmittag erreichbar bin. Ich musste einen Weg finden, um mich auch mal abgrenzen zu können. Die meisten halten sich daran, wobei doch immer wieder die eine oder andere Nachricht per WhatsApp oder SMS abends kommt.

Wie viele Kinder haben Sie in der Klasse?

Aktuell sind es 19 Kinder, in den letzten Jahren hat die Anzahl der Kinder jedoch zwischen 17 und 26 variiert. Dieses Jahr gab es auch einige Zuzüge unter dem Jahr.

Da ist wohl immer etwas los?

Man muss das etwas steuern. Ich habe an der Wand «Gesellschaftsregeln» aufgehängt, die immer wieder im Kreis besprochen werden. Wenn der Lärmpegel zu hoch ist, nutze ich ein Klangspiel, um die Kinder wieder daran zu erinnern. Ich bin diesbezüglich sehr klar und konsequent, dann funktioniert es gut.

Die Kinder halten sich gut an die Regeln. Wenn ich den Kindern vertraue, dürfen auch immer rund vier Kinder alleine draussen spielen, das geht ebenfalls gut. In der Garderobe stelle ich zudem eine «Bewegungsbaustelle» auf, quasi eine Turnecke, wo diejenigen mit grossem Bewegungsdrang dazu Raum finden.

Wie ist die Aufteilung zwischen dem grossen und kleinen Kindergarten? (auf den grossen und kleinen Kindergarten?)

Im Moment ist es nicht ausgeglichen: Ich habe elf Grosse und acht Kleine.

Das geht gut miteinander oder teilen sie sich altersmässig auf?

Das geht sehr gut. Die Durchmischung ist wertvoll, weil die Kleinen von den Grossen, wie auch umgekehrt, sehr viel lernen. Wenn ich im Sommer alles neue Kinder bekäme, wäre es viel intensiver, alle Abläufe, Rituale und Regeln einzuführen. So haben die Grossen eine Vorbildfunktion und erklären den Kleinen meistens voller Stolz wie es hier läuft.

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