Kreative Arbeit mit Kindern

Interview mit Nadine Widmer, Lehrperson Kindergarten in Villnachern

Frau Widmer, was tun Sie?

Ich arbeite als Lehrperson Kindergarten in einer kleinen Aargauer Gemeinde.

Wie sieht Ihr Tagesablauf als Lehrperson Kindergarten aus?

Mein Tag beginnt circa 30 – 60 Minuten bevor die Kinder im Kindergarten eintreffen. So habe ich genügend Zeit, um alles vorzubereiten. Zum Beispiel arrangiere ich jeden Morgen den Kreis aus Stühlen neu, wo wir dann zusammensitzen, singen, uns bewegen, diskutieren, neue Dinge lernen oder Znüni essen. Indem ich jeden Morgen die Sitzordnung neu erstelle, kann ich bewusst steuern wer neben wem sitzt und so Konflikte diskret vermeiden.

Um 8.00 Uhr kommen die ersten Kinder, die ich in der Garderobe empfange. Manchmal begleiten die Eltern ihre Kinder noch und möchten sich mit mir austauschen oder Anliegen besprechen. Besonders zu Beginn des Schuljahres brauchen die Kinder noch meine Unterstützung im Ablösungsprozess von den Eltern oder beim Umziehen. Während ich in der Garderobe beschäftigt bin, finden die anderen Kinder innerhalb des Kreises Spielsachen oder Bücher, um sich zu beschäftigen.

Der Tag beginnt meistens gemeinsam im Kreis mit einem Begrüssungslied oder einem Vers. Danach schauen wir die Bilder des Tagesprogramms an und starten mit der Kreissequenz. Diese bezieht sich meistens auf das aktuelle Thema, wo wir jeweils neues Sachwissen dazugewinnen oder uns mit dem Thema aktiv auseinandersetzen (z.B. anhand eines Spiels). Jetzt ist bei uns gerade die bunte Fasnacht als Thema aktuell. Dazu haben wir all die verschiedenen Musikinstrumente, Farben, Formen, Muster und Zahlen kennengelernt und bearbeitet.

Und freies Spielen?

Das freie Spielen folgt nach der Kreissequenz. Hierbei können die Kinder frei wählen, wo und mit wem sie spielen möchten. Um grössere Unruhen zu vermeiden, habe ich aber bereits vorgängig festgelegt, in welchem Bereich wie viele Kinder maximal spielen dürfen. Ungefähr nach der Hälfte des Morgens essen wir im Kreis oder im Garten gemeinsam das Znüni und spielen danach in der Regel im Freien.

Und nachmittags?

Die Nachmittage sind etwas anders aufgebaut. Da ich nur die Halbgruppe habe, nutze ich die Zeit gezielt, um an etwas zu arbeiten. Meistens steht dabei eine kreative Arbeit im Vordergrund, wobei wir unterschiedliche Techniken zum Malen, Basteln und Gestalten umsetzen. Zum Thema Fasnacht waren das gerade eine Rassel, eine Maske, ein Fensterbild und ein Ballonmännchen.
Der Mittwochmorgen ist ebenfalls etwas speziell, weil dann nur die Kinder vom grossen Kindergarten anwesend sind. Ich nutze ihn als «Schulvorbereitungsmorgen», wobei ich die Ziele des Lehrplans noch vertiefter umsetzen kann. Ich bereite die Kinder auf unterschiedlichen Ebenen auf die Schule vor und gestalte das Programm entsprechend. Dies umfasst nebst den Sachkompetenzen auch stark die Selbst- und Sozialkompetenzen. So lege ich beispielsweise grossen Wert darauf, dass sie lernen geduldig zu warten oder den Finger aufzustrecken wenn sie eine Frage haben.

Gibt es für die Vorschulstufe auch bereits einen Lehrplan?

Ja. Neu ist seit 2012 der Besuch des Kindergartens für zwei Jahre obligatorisch. In dieser Zeitspanne setzen wir die Bereiche des Lehrplans ganzheitlich um. Ich denke, dass die Anforderungen für den Übertritt in die erste Klasse zugenommen haben und mein Ziel ist es die Kinder dazu trotzdem spielerisch gut vorzubereiten. Einige vorgeschriebene Elemente kann ich im Plenum, also mit den Kindern gemeinsam (z.B. während der Kreissequenz) erarbeiten, andere muss ich individuell umsetzen. Ich bin jedoch relativ frei in der Umsetzung des Lehrplans, muss meine Planung aber so gestalten, dass ich am Ende der beiden Kindergartenjahre alles abgedeckt habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.