Flurina Pescatore, kantonale Denkmalpflegerin, Schaffhausen

Hauseigentümer und geschützte Häuser müssen zueinander finden

Interview mit Flurina Pescatore, kantonale Denkmalpflegerin, Schaffhausen

Frau Pescatore, was arbeiten Sie?

Ich arbeite als kantonale Denkmalpflegerin im Kanton Schaffhausen. Wir sind eine Fachstelle der Stadt und des Kantons, die im Baudepartement angesiedelt ist.

Sind Sie sowohl für die Stadt als auch den Kanton zuständig?

Ja, wir haben eine gemeinsame Fachstelle mit 350 Stellenprozenten und kümmern uns um alle Fragen der Denkmälererhaltung und des Ortsbildschutzes des Kantons und der Stadt Schaffhausen.

Was bedeutet das?

Das heisst, wir inventarisieren die Denkmäler, also nehmen den Bestand auf. Wir beraten zudem die Gemeinden bei der Beurteilung, welche Bauten schützenswert sind und welche nicht.

Die Unterschutzstellung geschieht auf zwei Stufen: Die Gemeinden müssen ein Inventar der schützenswerten Denkmäler festsetzen und der Kanton nimmt besonders wertvollen Bauten in das kantonale Inventar auf.

Gibt es noch weitere Stufen?

Ja, wir haben hier in Schaffhausen auch Objekte, die von nationaler Bedeutung sind, für die auch wir zuständig sind. Dazu gehören beispielsweise der Munot oder der Kreuzgang beim Kloster Allerheiligen.

Was beinhaltet Ihre Alltagsarbeit?

Ein Hauptteil meiner Arbeit besteht aus Bauberatungen, wenn Eigentümer ihre historischen Häuser umbauen möchten. Wir beraten Architekten, Eigentümer oder Handwerker vor Ort wie und mit welchen Materialen etwas umgebaut oder renoviert werden kann. Die Eigentümer legen offen, was ihre Ziele mit dem Haus sind und wir prüfen dann, welche Arbeiten für das Objekt verträglich sind.

Wie stellen Sie fest, welche Arbeiten für ein Objekt verträglich sind?

Unsere Arbeit ist eine sehr grosse Wissensarbeit, weshalb wir eine gut ausgestattete Bibliothek haben. Wir müssen Bescheid wissen über die historischen Bauweisen, über die verschiedenen Baugattungen und auch die unterschiedlichen historischen Handwerkerdisziplinen. Die Zimmermannsarbeit zum Beispiel ist heute nicht mehr gleich wie früher. Heute arbeitet man mit Schrauben und Maschinen und hievt etwas mit einem Kran hoch, früher war ein Zimmermann noch viel handwerklicher. Die frühen Handwerksarbeiten erkennt man bei Häusern an den Konstruktionen, an den Verputzen, bei den Farben, bei den Tapeten usw.

Wir müssen uns das notwendige Wissen für jedes Objekt je nach Baujahr und dessen Geschichte ein Stück weit immer wieder neu erarbeiten, obwohl man mit der Zeit natürlich auch auf die Erfahrung zurückgreifen kann.

Wie läuft ein solches Bauprojekt ab?

Es beginnt mit der Prüfung der Baueingabe, dann folgen die Verhandlungen mit den Eigentümern, den Architekten und den Handwerkern. Während den Arbeiten ist es auch eine sehr praktische Arbeit und man findet auf der Baustelle zusammen mit den Handwerkern Lösungen für auftauchende Probleme.

Ich habe also sehr viel mit anderen Menschen zu tun und der grösste Teil meiner Arbeit besteht aus Beratungen und Verhandlungen.

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